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Berlin: Unwetter fordern auch in Deutschland immer wieder Menschenleben und verursachen enorme Schäden. Allein in den extremen Wetterwochen Ende Mai bis Mitte Juni 2016 musste der Deutsche Wetterdienst (DWD) deutschlandweit rund 3 000 Unwetterwarnungen herausgeben. Der nationale Wetterdienst hat deshalb die Qualität seiner Warnungen erneut deutlich verbessert. „Der Deutsche Wetterdienst wird ab sofort statt der 400 Landkreise die rund 10 000 Gemeinden in Deutschland vor Wettergefahren
warnen“, erklärt Prof. Dr. Gerhard Adrian, Präsident des DWD, bei einer Pressekonferenz in Berlin.

Die ortsgenauen Warnungen sind im Internet unter www.dwd.de verfügbar. Anfang August werden sie auch den zurzeit 2,7 Millionen Nutzern der Warn-Wetter-App des DWD angeboten. Adrian: „Mit den neuen Gemeindewarnungen setzt das Warnsystem des DWD Maßstäbe. Wir sind damit auf dem Stand des technisch-wissenschaftlich Möglichen - auch im internationalen Vergleich.“ Das sei ein großer Schritt voran für die Daseinsvorsorge in Deutschland. Davon würden alle Bürgerinnen und Bürger dauerhaft profitieren.

Ortsgenau Deutschland, Quelle: DWD

Neuer meteorologischer Zoom ist Quantensprung im DWD-Warnsystem
Traditionell hatte der Deutsche Wetterdienst, so Hans-Joachim Koppert, Leiter Wettervorhersage, Wetter- und Unwetterwarnungen für flächenhafte Naturräume wie die Kölner Bucht, das Rhein-Main-Gebiet oder ganze Bundesländer herausgegeben. Eine erste enorme qualitative Verbesserung habe dann 2003 die Einführung von Wetterwarnungen für einzelne Landkreise gebracht. Der nun noch feinere meteorologische Zoom auf einzelne Gemeinden oder Stadtteile in Großstädten sei ein Quantensprung im Warnsystem. Ermöglicht wurde das vor allem durch mehr Beobachtungsdaten, verbesserte Vorhersagemodelle und ein leistungsstärkeres Großrechenzentrum.

Obwohl seit 2003 weder die Politik, die Einsatzkräfte vor Ort noch die Öffentlichkeit grundsätzliche Kritik am Warnmanagement des DWD geäußert hätten, sei der Wunsch nach lokaleren Vorhersagen und Warnungen berechtigt. Denn viele Landkreise seien deutlich größer als die meteorologischen Phänomene, vor denen gewarnt werden soll. So sei es immer wieder vorgekommen, dass der DWD zwar richtig vor Gewittern in einem Landkreis warnte - obwohl absehbar nur ein Teil des Kreises tatsächlich betroffen war. Auch die Einsatzkräfte des Katastrophenschutzes forderten vom DWD eine immer höhere räumliche und zeitliche Auflösung der Warnungen um den wachsenden Anforderungen an die Planung und Steuerung ihrer Einsätze gerecht zu werden.

Ortsgenau Main-Kinzig-Kreis, Quelle: DWD

Ortsgenaue Warnungen helfen vor allem bei Gewittern und Starkregen
Am wichtigsten seien die ortsgenauen Warnungen des DWD bei kleinräumigen Wettergefahren. Dazu gehören Gewitter und Starkregen mit ihren oft so folgenreichen Sturzfluten. Der hohe Detaillierungsgrad ermögliche auch, zwischen nahe beieinander liegenden Tal- und Gebirgslagen zu unterscheiden. Das werde zum Beispiel im Winter bei drohendem Schneefall für die Bevölkerung und die Einsatzkräfte ein großer Fortschritt sein.

Das dreistufige Warnsystem des DWD, Quelle: DWD

Die neuen Gemeindewarnungen fügen sich nahtlos in das bestehende dreistufige Warnsystem des DWD ein. Fünf Tage vor einem Ereignis beginnt der DWD mit alarmierenden Hinweisen auf Wettergefahren. Maximal 48 Stunden vor einer Wettergefahr wird für Bundesländer oder Teile davon als Vorwarnung die ‚Vorabinformationen Unwetter‘ herausgegeben. Die dritte und konkreteste Stufe sind dann die ortsgenauen Wetter- oder Unwetterwarnungen. Der DWD verbreitet diese Warnungen frühestens zwölf Stunden vor dem erwarteten Unwetter. Bei manchen Wetterlagen ist das aber nur wenige Minuten oder ein halbe Stunde vor dem Ereignis möglich. Koppert: „Die Warnungen sind oft nur so kurzfristig machbar, weil im vernetzten nationalen Warnmanagement die Warnungen des
DWD zum sofortigen Ausrücken der Einsatzkräfte führen. Unsere Partner im Katastrophenschutz erwarten deshalb eine sehr hohe zeitliche und räumliche Genauigkeit dieser Warnungen.“ Bei großflächigen Winterstürmen oder Dauerniederschlägen, die zu Flusshochwasser führen, seien zwölf oder auch mehr Stunden Vorlauf machbar. Bei sommerlichen Gewittern sei für die Vorhersagemeteorologen des nationalen Wetterdienstes manchmal schon eine halbe Stunde eine Herausforderung.

 

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