Oldenburg / Delmenhorst: Eine 15-köpfige Sonderkommission der Polizeidirektion Oldenburg hat mit Beginn dieser Woche die Ermittlungen gegen einen ehemaligen Krankenpfleger aufgenommen.

Der bereits vor dem Landgericht Oldenburg angeklagte Krankenpfleger steht im Verdacht, durch Verabreichung von hochwirksamen Medikamenten in mehreren Fällen den Tod von Patienten zumindest billigend in Kauf genommen zu haben. Bislang wurden die polizeilichen Ermittlungen in dem Fall durch die Polizeiinspektion Delmenhorst/Oldenburg-Land/Wesermarsch geführt. Nach Ausweitung der Ermittlungen durch die Staatsanwaltschaft Oldenburg hat die Polizeidirektion Oldenburg eine Sonderkommission mit dem Namen "Kardio" ins Leben gerufen.

Überprüft werden systematisch alle Todesfälle, die im Zusammenhang mit dem Beschuldigten stehen könnten. Dazu gehören sowohl Todesfälle im Klinikum Delmenhorst als auch Todesfälle im Klinikum Oldenburg, die sich während der Dienstzeiten des Beschuldigten ereigneten. "Die Ermittlungen sind äußerst umfangreich. Allein im Klinikum Delmenhorst sind dies derzeit 174 Fälle, die durch einen Sachverständigen näher überprüft werden", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Roland Herrmann. Die Sonderkommission wird zudem sämtliche Arbeitsstätten des ehemaligen Krankenpflegers auf auffällige Sterbefälle untersuchen. Die Sachleitung liegt dabei bei der Staatsanwaltschaft Oldenburg.

"Das gesamte Ausmaß der zugrunde liegenden Taten kann nur durch eine vollständige, akribische Aufarbeitung erfasst werden", so der Präsident der Polizeidirektion Oldenburg, Johann Kühme. "Mit Kriminaloberrat Arne Schmidt, Leiter des Zentralen Kriminaldienstes in der Inspektion Wilhelmshaven/Friesland, übernimmt ein erfahrener Kriminalbeamter die Leitung der Sonderkommission."

Der Beschuldigte war bereits 2008 vom Landgericht Oldenburg wegen versuchten Mordes an einem Patienten im Klinikum Delmenhorst zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren und sechs Monaten verurteilt worden.

Der damals zuständige Staatsanwalt hatte die im Rahmen der Hauptverhandlung vor dem Landgericht in Oldenburg gewonnenen Erkenntnisse zum Anlass genommen, die Ermittlungen auf weitere acht Sterbefälle im Klinikum Delmenhorst zu erweitern. Bei fünf der Verstorbenen wurde der Wirkstoff Ajmalin nachgewiesen, der Herzrhythmusstörungen verursacht. Nachdem der Beschuldigte in 2011 den versuchten Mord, für den er in 2008 bereits verurteilt worden war, erstmals eingeräumt und Langeweile als Tatmotiv benannt hatte, machte er 2012 gegenüber Mitgefangenen Angaben, die auf eine Vielzahl weiterer Mordtaten hindeuteten. Aufgrund der nunmehr deutlich verdichteten Beweislage hat die jetzt zuständige Oberstaatsanwältin unverzüglich nach Übernahme des Falles Anklage wegen der derzeit vor dem Landgericht Oldenburg verhandelten fünf Sterbefälle im Klinikum Delmenhorst erhoben.

Sollten weitere Exhumierungen notwendig werden, wird die Polizeidirektion auf Wunsch der Angehörigen eine Begleitung und Betreuung in dieser Phase anbieten und zur Verfügung stellen.

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