Köln-Deutz: Es ist die Nacht auf Dienstag (16. September) gegen 3 Uhr. Kalt und trocken. Rechtschaffene Bürger im Tiefschlaf in Erwartung eines arbeitsreichen Tages. Nicht so ein polizeibekannter Drogenkonsument (36). Hellwach und durchaus rührig hatte dieser allerdings nichts besseres zu tun, als sich in eine recht kompromittierende - im Polizei-Deutsch "hilflose" - Lage zu bringen.

 

Auf der Leitstelle der Polizei Köln laufen zu diesem Zeitpunkt diverse Notrufe von Anwohnern eines Mehrfamilienhauses auf: "Hier schreit jemand um Hilfe. Da ist wohl ein Mann irgendwo eingeklemmt!" Sich nähernde Streifenwagenbesatzungen bemerken schon aus weiterer Entfernung den an der Außenfassade hängenden Mann. In zirka 3,5 Metern Höhe linksseitig eines Balkons im ersten Stock. Seine Hände ausgestreckt und verzweifelt festgeklammert an einer Fensterbank sowie einem gekippten Fenster. Die Füße notdürftig abgestützt auf einem Abflussrohr. Beim Eintreffen der Beamten ist der 36-Jährige bereits am Ende seiner Kräfte: "Hilfe, ich schmier´ab!"

Während zwei der Uniformierten das Objekt betreten und versuchen, das Fenster zu öffnen, sichert einer der Kollegen den hilflosen Kletterer von unten. Hierzu stellt sich der Polizist auf einen Rollcontainer. Dann lösen sich die Hände des Verzweifelten... Geistesgegenwärtig drückt der Beamte den Frierenden gegen die Hauswand und verhindert so den drohenden Absturz auf den Betonboden. Langsam und kontrolliert gleitet der Mann hinunter. Gerettet. Mit nur leichten Handverletzungen. Ein Rettungswagen wird hinzugezogen, die Sanis versorgen den Mann zunächst vor Ort.

Nach ambulanter Behandlung in einem nahegelegenen Krankenhaus geht´s allerdings im Streifenwagen zum Präsidium. Denn bei der Identitätsfeststellung des Geretteten hatten die Beamten festgestellt, dass gegen den 36-Jährigen ein Haftbefehl wegen notorischen Schwarzfahrens aus Nürnberg vorliegt. Nicht auszuschließen, dass mit diesem geografischen Hintergrund bei dem Mann eine grundsätzliche Affinität zum "Fensterln" vorlag. Zumal er den Polizisten gegenüber behauptete, er habe eigentlich "einen Freund überraschend besuchen" wollen. Mag sein - wenngleich angesichts der Uhrzeit nicht sehr wahrscheinlich. Umso befremdlicher, dass der Mann diesen "Freund" nicht benennen konnte. Allerdings räumte der Festgenommene leutselig ein, Drogen konsumiert zu haben. Weiterhin wolle er sich jetzt aber nur noch über seinen Anwalt äußern. Diverse Drogen fanden sich dann auch in seiner Bekleidung. Auch diesbezüglich ersparte sich der Ertappte weitere Kommentare.

Neben dem bestehenden Haftbefehl wird der 36-Jährige sich nun auch wegen versuchten Wohnungseinbruchs in Köln zu verantworten haben. Vielleicht findet sich künftig für den Wohnsitzlosen eine Gelegenheit, seine offensichtlich überschaubaren Kletterkünste zu perfektionieren - nach Verbüßung seiner Haftstrafe.

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