Köln: Eine "Selbstgestellung der anderen Art" haben Kölner Polizeibeamte am frühen Sonntagmorgen (16. März) in der Innenstadt wohlwollend in Empfang genommen. Allerdings hatte kurz zuvor eine Anwohnerin (28) des Kaiser-Wilhelm-Rings den Einbrecher (30) in ihrer Wohnung selbst erwischt. Sofern man angesichts eines friedlich am Tatort Schlummernden überhaupt von "Erwischen" sprechen kann...
Gegen 5.45 Uhr war die Kölnerin zu ihrer Wohnung im siebten Obergeschoss des Mehrfamilienhauses zurückgekommen - und erstarrt: Die von ihr am Samstagabend abgeschlossene Tür stand sperrangelweit offen. In der irrigen Annahme, dass der unbekannte Einbrecher längst das Weite gesucht hätte, betrat die 28-Jährige die Einzimmerwohnung. Und wurde erneut überrascht: An ihrem Schreibtisch saß ein Fremder. Schlafend, den Kopf auf die Hände gestützt. Geistesgegenwärtig verließ die Zeugin ihre Tatortwohnung und alarmierte die Polizei.
Die kurz darauf eintreffenden Uniformierten fanden den Einbrecher wie von der Geschädigten beschrieben vor. Sanft wurde der immer noch in seligen Träumen Befindliche vom Stuhl gezogen und am Boden liegend gefesselt. Und das zu Recht. Denn der nun jäh aus seinem Tiefschlaf Gerissene gebärdete sich äußerst hysterisch. Laut schreiend versuchte der Polizeibekannte, die Beamten zu treten, was aufgrund seiner bereits erfolgten Fesselung erfolglos blieb. Ebenso wie sein Einbruch und mehrere andere in der Folge aufgedeckte Eigentumsdelikte.
Zu seinem großen Leidwesen war der Einbrecher eigentlich bereits "abmarschbereit" gewesen. So hatte er neben seiner Schlafstelle zuvor eine Reisetasche abgestellt, picke-packe-voll mit Diebesgut wie Laptop, Digitalkamera und weiteren Utensilien der Geschädigten. Und nicht nur das: Auf der Wache Stolkgasse - wo der Festgenommene zwischenzeitlich wiederum auf einem Stuhl sitzend einnickte - fand sich in seiner Bekleidung Beute aus anderen Diebstählen. Und just erschien auf der Wache eine weitere geschädigte Kölnerin (23), die angab, ihr im Parkhaus Kaiser-Wilhelm-Ring abgestellter Citroen sei in der Nacht aufgebrochen worden. Man habe daraus ihre Geldbörse entwendet. Auch diese hatten die Polizisten bei dem schläfrigen Einbrecher, der bezeichnenderweise keinen festen Wohnsitz vorweisen kann, sichergestellt. Zusammen mit einigen verschlossenen Briefen, die der Drogenkonsument unterwegs wohl aus diversen Briefkästen geangelt hatte.
Nachdem dem Festgenommenen eine Blutprobe entnommen wurde - überflüssig zu erwähnen, dass er hierfür eigens geweckt werden musste - entschied ein Haftrichter, dass der bereits vielfach polizeilich in Erscheinung Getretene bis auf Weiteres "unterzubringen" sei. Dem Vernehmen nach schlief der 30-Jährige bei seiner Überführung in die JVA Ossendorf...