Kreis Düren: Beim ersten Forum im April 2014 wurden Vorurteile diskutiert und Fakten zum AufmerksamtkeitsDefizit- und HyperaktivitätsSyndrom dargestellt, aber auch Problembereiche identifiziert.
Um Verbesserungen in Stadt und Kreis Düren zu erreichen, trafen sich jüngst über 100 interessierte Fachkräfte der Jugendämter, der freien Jugendhilfe, Erzieherinnen, Lehrpersonen, Sonderpädagogen, Ärzte, Fachtherapeuten, Kindertagesstättenleiterinnen, Schulleiter und Vertreter des Schulamtes und Gesundheitsamtes sowie erwachsene Betroffene und Eltern betroffener Kinder zur einer weiteren Fachtagung. Durch die Veranstaltung führten Margret Sieben vom Regionalen Bildungsbüro Kreis Düren und Dr. med. Bodo Müller, Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie am St. Marien Hospital Birkesdorf, die gemeinsam den AD(H)S-Arbeitskreis in Düren leiten. In den sechs von Experten moderierten Themengruppen wurden konkrete Ergebnisse erarbeitet, die sowohl die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit ADHS/ADS unterstützen als auch den Institutionen und Familien im täglichen Umgang mit Betroffenen sowie den Betroffenen selbst helfen.
Selbsthilfeangebot fehlt! So wurde aus der Gruppe „Selbsthilfe bei ADHS/ADS“ unter Leitung von Herta Bürschgens (ADHS Deutschland e.V.) und Kirsten Fuß-Wölbert heraus eine Initiative zur Gründung einer Selbsthilfegruppe von Betroffenen für Betroffene gestartet. Als Gründungstermin wurde der 22.09.2015 beim Paritätischen Wohlfahrtsverband Düren (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Tel. 02421-489211) bekannt gegeben.
AD(H)S wächst sich nicht aus - Über AD(H)S als Störungsbild bei Erwachsenen gibt es noch erheblichen Aufklärungsbedarf. Das stellen Dr. med. Antje Niedersteberg und Dr. Gabriela Cvetanovska (Chefärztin bzw. leitende Oberärztin an der LVR-Klinik in Düren) in ihrer Arbeitsgruppe fest. Neben der Sensibilisierung für die besonderen Bedürfnisse von Erwachsenen mit AD(H)S wird eine Verbesserung der ärztlichen Versorgung dieser Patientengruppe angestrebt. Im Bereich der Erwachsenenbildung, Ausbildung und Studium sollen die betreffenden Lehrpersonen besser im Umgang mit diesen in Teilbereichen beeinträchtigten Personen geschult werden.
Sport als Regulativ - Mit Sport beschäftigte sich die Gruppe unter Leitung von Thomas Jannes (KGS Südschule Düren) und Dr. Ronald Kayser (SPZ, St. Marien-Hospital Düren). Die Sensibilisierung von Gruppenleitern in Sportvereinen sowie die Möglichkeit einer Sportgruppe für AD(H)S-Kids in Schule oder Freizeit sollen in Zusammenarbeit mit dem Kreissportbund überlegt werden. Für die hyperaktiven Kinder sind Freizeitangebote mit entsprechenden körperlichen Aktivitäten ein wichtiger Therapiebaustein.
Kita und Schule - Als Gelingensfaktoren identifizierte die Gruppe Schule mit Schulamtsdirektor Michael Schevardo und Wolfgang Verhaaren (ADHS-Berater und Schulleiter der Bürgewaldschule) die Notwendigkeit eines intensiven Austauschs zwischen Eltern und den unterrichtenden Lehrpersonen sowie entsprechende Fortbildungen für Lehrkräfte. Die Teilnehmenden der Gruppe von Ergotherapeut Christopher Löhr und dem Leiter der Kita St. Brigida und des Familienzentrums Düren-West, Manfred Floßdorf, sahen eine intensive Zusammenarbeit zwischen Fachtherapeuten, Ärzten und Kitas als notwendige Voraussetzung einer gezielten Förderung der Kinder. Ein Kontaktformular, dass Eltern dabei unterstützt, die Beobachtungen der Pädagogen in Kindertageseinrichtungen an Ärzte und Therapeuten weiterzugeben, wird auch den Schulen zur Verbesserung der Kommunikation und Zusammenarbeit zur Verfügung gestellt.
Wege zur Hilfe - In dem gleichnamigen Workshop mit Astrid Kofahl (Heilpraktikerin für Psychotherapie), Ann-Katrin Braun (SPZ, St. Marien-Hospital Düren) und Vertretern aus Beratungsstellen in Jülich und Düren hielten die Teilnehmenden folgende Ziele für die Zukunft fest: bessere institutionelle Beratungsangebote in Kitas, begleitende Therapien in Schule und OGS, Elterntrainings und eine bessere Vernetzung von Schule, Beratungsstellen, Therapeuten und Eltern.
Diese und noch weitere Ergebnisse wurden in einer abschließenden Interviewrunde der mitwirkenden Experten zusammengefasst. Das dritte Forum AD(H)S wird zeigen, welche Verbesserungen dauerhaft umgesetzt werden konnten und wie betroffene Kinder und Erwachsene hiervon profitieren.