Düren: -Wir kommen unheimlich gut voran-, zog Ina Ruick, Koordinatorin der Aktion "Gegen Kinderarmut in Düren", das Fazit von drei Jahren intensiven Engagements vieler Dürener Bürgerinnen und Bürger im Kampf gegen die Folgen der Kinderarmut in Düren, von dem in der Rurstadt jedes dritte Kind betroffen ist. Auf dem 3. Dürener Gipfel gegen Kinderarmut gaben die beteiligten Verantwortlichen von Institutionen, Vereinen und freien Trägern sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jugendamtes einen Überblick über den aktuellen Stand ihres Einsatzes und wagten einen Blick in die Zukunft.
Auch wenn im Sommer die Projektförderung ausläuft, haben Ina Ruick, Koordinatorin der Aktion, und die Mitglieder der Steuerungsgruppe den Ehrgeiz, die Arbeit fortzuführen. "Im Bereich Bildung haben wir noch ein dickes Brett zu bohren", darüber lässt Ina Ruick keinen Zweifel und auch nicht darüber, dass das bereits geknüpfte Netzwerk in der Stadt noch intensiver genutzt werden muss. Weitere Herausforderungen für die Zukunft sieht sie in einer engeren Verknüpfung von Jugendhilfe und Schulen und in einer noch stärkeren Wirkung der Mitglieder der Steuerungsgruppe als Multiplikatoren.
Auch Bürgermeister Paul Larue versprach, über die Förderdauer hinaus am Thema dranzubleiben. "Kinderarmut ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, das man in der Stadt Düren nicht allein lösen kann. Wir können aber gemeinsam mit möglichst vielen Trägern Wege aufzeigen, die aus der Situation hinausführen." Der Bürgermeister formulierte als dringlichste Aufgaben für die Zukunft: Nachhaltig für die Kinder und ihre Familien etwas zu ändern und wichtige andere Akteure in der Gesellschaft, die nicht alltäglich mit der Problematik "Kinderarmut" beschäftigt sind, in Verantwortung für das Thema zu bringen. Er dankte allen, die sich bereits haben herausfordern lassen, sowie der Sparkasse Düren, die auch den 3. Gipfel gegen Kinderarmut unterstützte.
Ina Ruick erinnerte an die Anfänge der Dürener Aktion, ausgehend von einer Sozialraumanalyse des Jugendamtes, die erschütternde Zahlen über Kinderarmut enthielt, über die Beantragung von Fördergeldern, die von der Stiftung Auridis in einer Gesamthöhe von 48.000 Euro bewilligt wurden, bis zur Bündelung der Kräfte 2011 in einem 1. Gipfel, der die Bildung kleiner AGs sowie die Einrichtung eines Spendenfonds nach sich zog, auf dem bislang 70 000 Euro eingegangen sind. 26 Mikroprojekte sind inzwischen auf den Weg gebracht, die nachhaltig Persönlichkeit und soziale Kompetenzen der Kinder stärken und Teilhabe für alle möglich machen. "Mehrere hundert Kinder und Familien konnten partizipieren", sagt Ina Ruick.
So kamen Zweitklässler der Martin-Luther-Grundschule unter sachkundiger Anleitung dem Wald auf die Spur. Kinder der OGS Grüngürtel wurden zu Gesundheitsdetektiven. Die Kids der Rütger-von-Scheven-Straße reparierten Fahrräder und bauten Nistkästen. Das erfolgreiche Frühstücksprojekt des SKF in der Nikolausschule in Rölsdorf soll unter Einbeziehung der Eltern fortgesetzt werden. Die auf dem letzten Dürener Gipfel gegen Kinderarmut vorgestellte Arbeitsgemeinschaft "Respekt" im Stadtteil Düren-Südost hat dort inzwischen in vielen Bereichen etwas bewegt.
Manfred Savelsberg, der als ehemaliger Leiter des Dürener Jugendamtes die Aktion mit auf den Weg brachte, machte in Interviews mit einigen Projekt-Verantwortlichen deutlich, wie viel diese Mikroprojekte bei Kindern, Eltern und Erziehern in Bewegung setzen können, wie zum Beispiel das Musikprojekt in der Kita Ölmühle, das die Kinder begeisterte und ihnen Fähigkeiten erschloss, die ihre Eltern nicht in ihnen vermutet hätten, und den Erzieherinnen neue Zugänge zu den Kindern über die Musik aufzeigte.
Rainer Fischer vom LVR-Landesjugendamt Rheinland, Projektbetreuer für Düren, unterhielt sich mit den Mitgliedern der Steuerungsgruppe, die seit ihrer Gründung vor drei Jahren 22-mal getagt hat, über ihre Motivation und Zielsetzung. Die meisten von ihnen, ob Pfarrerin oder leitender Caritasmitarbeiter, sind in ihrem Alltag ständig mit den Auswirkungen der Kinderarmut konfrontiert und deshalb bei deren Bekämpfung ganz vorne mit dabei. Der Blick der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jugendamtes sei durch das Projekt noch weiter geschärft worden, betonte Jugendamtsleiter Ansgar Kieven. "Wir verstehen uns viel stärker als Multiplikatoren, Vermittler und Werber für das Projekt, das wesentliches Standbein von Hilfsmöglichkeiten im Amt geworden ist." Und Manfred Savelsberg hob hervor: "Wichtig war die Bereitschaft der freien Träger zur Zusammenarbeit in der Steuerungsgruppe ohne Konkurrenz für gemeinsame Ziele."
Thomas Floßdorf, Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses der Stadt Düren, zog das Fazit: "Wir haben aus einem gefühlten Randthema das gemacht, was es auch tatsächlich ist: Ein brennendes zentrales Anliegen!"