Kreuzau: In vielen Städten und Gemeinden wächst die Anzahl der ankommenden Flüchtlinge wöchentlich. Vielerorts wird über Aufnahmebeschränkungen, Abschiebungen und sonstige Maßnahmen diskutiert, um den Flüchtlingsstrom eindämmen zu können, aber überwiegend werden die Flüchtlinge willkommen geheißen.
Auch in der Gemeinde Kreuzau ist die Zahl der Menschen die durch die in Nordrhein-Westfalen zuständige Bezirksregierung Arnsberg zugewiesen werden, in den letzten Monaten deutlich angestiegen. Mitte 2014 wurden noch 43 Flüchtlinge betreut, Mitte 2015 waren es bereits 100 Personen. Aktuell werden in der Gemeinde Kreuzau insgesamt 314 Personen betreut. Alleine im 4. Quartal 2015 sind 175 Flüchtlinge zugewiesen und untergebracht worden.
Die Gemeinde Kreuzau verfolgt ein Konzept der dezentralen Unterbringung an verschiedenen Standorten im Gemeindegebiet und vollzieht einen niederschwelligen öffentlichen Diskurs, z.B. durch regelmäßige Information in den Fachausschüssen. Grundsätzlich sollen nicht mehr als 20 Personen je Unterkunft untergebracht werden. Entsprechende Unterkünfte befinden sich in Kreuzau, Obermaubach, Stockheim und Untermaubach. Eine Ausnahme bildet die ehemalige Gereonschule in Boich, in der bis zu 78 Flüchtlinge untergebracht werden können. Ohne diese eigens zur Unterbringung der Flüchtlinge umgebaute Schule wäre es nicht möglich gewesen, auf die Nutzung von Sporthallen oder Sport- und Vereinsheimen zu verzichten. Daneben sind derzeit 24 Wohnungen verteilt über das gesamte Gemeindegebiet zur Unterbringung angemietet
Neben den gemeindlichen Unterkünften ist Anfang Februar eine Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) des Landes durch die Bezirksregierung Köln in Drove eröffnet worden. In dem ehemaligen Seniorenwohnheim sollen besonders schutzbedürftige Personen untergebracht werden. Die Inbetriebnahme dieser Einrichtung führt dazu, dass der Gemeinde zunächst keine weiteren Flüchtlinge zugewiesen werden, da eine Anrechnung auf die Aufnahmequote erfolgt.
Die Mitarbeiter des Sozialamtes stellen die Unterbringung der neu ankommenden Asylbewerber sicher, d. h. sie sorgen dafür, dass die Flüchtlinge ein Bett zum Schlafen einschließlich Bettwäsche in einem Mehrbettzimmer haben sowie einen abschließbaren Schrank für ihre persönlichen Gegenstände. Weiterhin bekommen sie eine Grundausstattung an Kochgeschirr, so dass sie in einer Gemeinschaftsküche kochen können. Familien werden nach Möglichkeit in einer angemessenen Wohnung untergebracht, die mit gebrauchten Spendenmöbeln eingerichtet wird. Die Häuser und Wohnungen werden regelmäßig von den Mitarbeitern des Sozialamtes und den Hausmeistern aufgesucht, um nach dem Rechten zu sehen und Missstände zu beseitigen
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Die im Asylbewerberleistungsgesetz festgelegten Sozialleistungen werden in der Regel monatlich zu festen Terminen durch das Sozialamt per Scheck ausgezahlt.
Seit dem 01.09.2015 steht eine Sozialarbeiterin für die Flüchtlinge in der Gemeinde Kreuzau zur Verfügung, die jeden Mittwoch, Donnerstag und Freitagnachmittag in den Unterkünften unterwegs ist. Sie führt die Erstbesuche durch und bietet Hilfen an im Sinne von Anbindung zu Ärzten und Institutionen. Sie führt Einzelfallberatungen durch, besucht alle Unterkünfte und Mietwohnungen regelmäßig und erfragt Bedarfe.
Vor dem Hintergrund des Zustroms von Flüchtlingen, die vom Land Nordrhein-Westfalen den Städten und Gemeinden in NRW zugewiesen werden, sind die vorhandenen Raumkapazitäten schon seit Monaten bis an die Grenze des Vertretbaren ausgeschöpft. Sehr viele der Flüchtlinge haben zum Teil traumatische Erlebnisse auf ihrer Flucht zu verarbeiten. Eine Betreuung der Flüchtlinge ausschließlich mit den hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung ist nicht zu bewältigen. Die Schaffung einer Willkommenskultur und eine rasche Integration dieser Menschen in unsere Gesellschaft können nur mit der Unterstützung ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer gelingen. Offene Kommunikation und eine gute Vernetzung sind hierbei ein sehr wichtiger Faktor.
Die WELCOME-Gruppe besteht aus ehrenamtlichen Helfern, welche über regelmäßig stattfindende WELCOME-Treffen ein Kennenlernen von Flüchtlingen und interessierten Helfern ermöglicht. Es können Kontakte geknüpft, Gespräche geführt, gespielt und Deutsch gelernt werden. Eine Kontaktaufnahme ist möglich unter E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
Diese ehrenamtliche Initiative wächst immer weiter, so dass auch die Strukturen innerhalb der Gruppe wachsen. So gibt es beispielsweise klar zugeordnete Patenschaften und Zuständigkeiten und auch der Deutsch-Unterricht in den einzelnen Ortsteilen wird ständig erweitert. Es finden gemeinsame Ausflüge statt, aber auch Unterstützung z. B. in Form von mehrsprachigen Helfern, die bei Übersetzungen helfen. Für die enorme ehrenamtliche Unterstützung sei an dieser Stelle Dank gesagt.
Weiterhin beteiligt sich die Gemeinde Kreuzau am Projekt „Vermittlungsinitiative für beschäftigungsberechtigte Asylbewerber/innen und geduldete Flüchtlinge“, welches durch in Kooperation mit dem Kreis Düren der der low-tec gGmbH durchgeführt wird. Ziel hierbei ist es, bedürftiger Menschen in Arbeit zu bringen. Hierzu werden alle vermittlungsrelevanten Daten in einem Fragebogen erfasst, um einerseits Potentiale erkennen und den betroffenen Personenkreis auf den allgemeinen Arbeitsmarkt vorbereiten zu können. Darüber hinaus bietet die Gemeinde Kreuzau arbeitswilligen Flüchtlingen die Möglichkeit zur sinnvollen Beschäftigung durch das Angebot von Arbeitsgelegenheiten im kommunalen Bereich ( z.B. Bauhof, Grünpflege).
Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass die Aufgabe einer sozial und gesellschaftlich verträglichen Flüchtlingsaufnahme auch in der Gemeinde Kreuzau noch lange ein Thema sein wird, die einige Anstrengungen erforderlich machen wird. Es besteht aber die Zuversicht, dass gemeinsam mit den ehrenamtlichen Hilfskräften auch diese Anforderung gut erfüllt werden kann.