Düren: Die Bahnunterführung zwischen Haus der Stadt und Langemarckpark wird von vielen als Unort wahrgenommen. 18 Studentinnen und Studenten der RWTH Aachen unter Leitung des Lehrstuhls für Planungstheorie und Stadtentwicklung verwandelten im Rahmen des Masterplanprozesses Innenstadt Düren den dunklen und wenig einladenden Ort für ein paar Stunden in eine aufregende Begegnungsstätte. Sechs Zonen luden zum Schauen, Ausruhen, Diskutieren, Entdecken, Staunen und Nachdenken ein.

Vorbeigehende blieben stehen, spähten in die Guckkästen, entdeckten dort Details aus Düren, wie die Inschrift auf der Bronzemütze eines Dürener Originals auf dem Brunnen in der Fußgängerzone, der Türgriff der Annakirche, die sich dem Besucher einladend öffnet, einen Aufkleber auf dem Straßenpflaster oder ein verlockend funkelndes Bierglas auf dem Biermarkt. Andere ließen sich vor einer der Leinwände nieder und entspannten mit Blick auf die Rur, in der gepolsterten Chill-out-Zone oder gar mitten in der Unterführung bei Kaffee und Kuchen, beobachteten einen gefilmten Friseurbesuch oder wurden Zeuge, wie Bewohner verschiedener Altersgruppen, mit einer Kopfkamera ausgerüstet, ihre Stadt Düren erlebten und im Film festhielten. Zwischen zwei Leinwänden hindurchgehend konnten die Passanten in der Unterführung Dürener Straßen, in beide Richtungen gefilmt, durchqueren, warfen dabei ihren Schatten auf die Leinwände, wurden zum belebenden Element im Straßengeschehen. Das machte die Botschaft der Studenten erlebbar: Wir selber sind die Stadt, sind in ihr unterwegs, bewegen sie.

„Wir haben Orte, die wir toll finden in Düren, aufgesucht und festgehalten“, erklären die Studentinnen und Studenten, die aus Bulgarien, Tschechien und Deutschland kommen und einen unverstellten Blick von außen auf Düren mitbrachten. Dass sie die Unterführung als Ort der Aktion auswählten, begründen sie damit: „Dunkle Orte brauchen Veränderung!“ Das sieht auch Marcus Steffens vom Amt für Stadtentwicklung so: „Es soll grundsätzlich was geschehen mit der Unterführung. Heute ist die Gelegenheit, sie mal anders zu erleben.“ Auch Paul Zündorf, Technischer Beigeordneter der Stadt Düren, sieht in der Aktion einen Anstoß dazu, neue Sichtweisen zu öffnen, die Stadt mit all ihren sozialen Aspekten wahrzunehmen und dadurch angeregt, Ideen für Veränderungen zu entwickeln und umzusetzen. „Wenn wir nicht lernen, Düren mit anderen Augen sehen, werden wir es nicht  schaffen, etwas zu verändern.“, sagt er.
Dr. Harald Heinz vom mit der Erstellung des Masterplans Innenstadt beauftragten  Planungsbüro zeigte sich ebenfalls beeindruckt von der Aktion der Studenten. „Es war gar nicht geplant, aber hieraus könnten sich durchaus konkrete Umsetzungen ableiten.“

Ein besonderer Dank des Studenten-Teams ging an Stefan Knodel vom Kulturbetrieb der Stadt Düren, der mit vielen Requisiten, mit Rat und Tat sowie von der Firma Kanzan gespendeten Leinwänden dazu beitrug, dass die Studenten ihre in einmonatiger intensiver Arbeit erstellten Erlebnisräume auch richtig in Szene setzen konnten.

Die Idee zu dieser Aktion wurde im Rahmen eines internen Wettbewerbs entwickelt, aus der die „Re-Aktor“ genannte Aktion von Jan Dubský und Lucie Mĕmcová als Sieger hervorging. Das Konzept wurde von der gesamten Projektgruppe in Eigenregie weiterentwickelt und umgesetzt. Die Reaktivierung der Unterführung, ihre Belebung, hat für einen Nachmittag lang funktioniert und das bestätigt, was der einzige Dürener in der RWTH-Studentengruppe  so formuliert: „Mir gefällt Düren immer da, wo Leben ist...“

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