Niederzier / Merzenich: In der Nacht zum Samstag besetzten Aktivisten mehrere Schaufelradbagger auf dem Betriebsgelände des Hambacher Tagebaus. Die Lage dauert bis zum späten Nachmittag an. Dabei nahmen die Tagebaugegner bei sommerlichen Extremtemperaturen auch eine Gefährdung der Hilfskräfte in Kauf.
Gegen 03:00 Uhr machten die Kohlegegner durch einen Anruf bei der Polizei auf die bis dahin unbemerkt gebliebene Störaktion aufmerksam. Sie hatten zuvor drei im Abraumbereich der Betriebsstätte positionierte Bagger in großer Höhe durch jeweils zwei bis vier Störer besetzt. Zwei weitere Aktivisten wurden bei der versuchten Besetzung eines vierten Baggers in Gewahrsam genommen.
Der Tagebaubetreiber hatte nach Bekanntwerden aus Sicherheitsgründen den Betrieb der Maschinen gestoppt. Gegenüber einem vor Ort eingesetzten Höheninterventionsteam der Polizei versagten die Aktivisten bereits am Morgen jedwede Kooperationsbereitschaft; einzelne Personen hatten sich an den Großgeräten in 70 bis 90 Meter Höhe mit schwer lösbaren Fesselungen (so genannten LockOns) festgekettet.
Neben der gewaltigen Höhe spielte auch die Wetterlage eine Gefahren verschärfende Rolle. Die hohen Temperaturen durch die direkte Sonnenbestrahlung wurden durch metallische Wärmeabstrahlung des Baggers verstärkt. Hinzu kamen aktuelle Wetterprognosen, die für den Westen starke Gewitter/Unwetter im Tagesverlauf ankündigten. Angesichts der seitens der Aktivisten leichtsinnig herbei geführten Situation bestand akuter Handlungsbedarf, um ernste Gefahren für Gesundheit oder Leben auszuschließen. Dabei waren auch die Einsatzkräfte umständehalber extremen Belastungen ausgesetzt. Vor Ort waren unter anderem Ärzte und Rettungsassistenten über den gesamten Einsatzverlauf vorsorglich in die Lagebewältigung mit eingebunden.
Letztlich musste die sehr aufwändige Rettung der Störer durch Hinzuziehung weiterer Institutionen unterstützt werden. Nur durch enge Zusammenarbeit der Polizei mit anderen Rettungsdiensten, darunter auch Berufsfeuerwehren umliegender Städte, war es schließlich gelungen, auch die letzten beiden Protestler gegen 18:00 Uhr aus ihrer demonstrativ gefährlichen Lage zu befreien und unbeschadet zu Boden zu bringen. Dies geschah allerdings nicht ohne den erheblichen Widerstand eines Mannes und einer Frau, was ihnen jeweils eine Strafanzeige wegen Widerstands gegen Polizeivollzugsbeamte einbrachte. Selbst während des Abseilens aus etwa 90 Metern Höhe gaben sie nicht auf, sich massiv körperlich gegen die polizeilichen Maßnahmen zu wehren und somit nicht nur sich, sondern auch die Rettungskräfte ernsthaft in Gefahr zu bringen.
Im Zusammenhang mit der Räumung wurden insgesamt 12 Personen, darunter eine Frau, zur Identitätsfeststellung einer Polizeidienststelle zugeführt, später dann wieder entlassen. Vor der Polizeiwache Düren hatte sich zwischenzeitlich am Nachmittag eine aus dem Umfeld der Aktivisten resultierende Personengruppe zu einer Spontanversammlung zusammen gefunden, die ohne besondere Vorkommnisse später aufgegeben wurde.
Die Polizei hat ein Strafverfahren gegen die Beteiligten eingeleitet.