Foto (© K. Erdem): Pflegeschülerinnen und Pflegeschüler aus Indien gemeinsam mit der Geschäftsführung und den Projektverantwortlichen aus dem St. Marien-Hospital und St. Augustinus-Krankenhaus im Dürener Pflegebildungszentrum

Düren:Die Nachfrage nach qualifizierten Pflegekräften in Deutschland ist hoch und sie wird weiter steigen. Vor allem geburtenschwache Jahrgänge und der Fachkräftemangel stellen das Gesundheitswesen vor große Herausforderungen. Um dieser Entwicklung aktiv entgegenzuwirken, haben in Düren das St. Marien-Hospital und das St. Augustinus-Krankenhaus in den vergangenen Jahren die Anzahl der Ausbildungsplätze erhöht. Eine weitere Entwicklung ist die Integration ausländischer Pflegeschüler. In enger Zusammenarbeit wurde ein umfassendes Integrations- und Ausbildungskonzept entwickelt, das speziell auf die Bedürfnisse internationaler Pflegeschülerinnen und Pflegeschüler zugeschnitten ist. Ein Meilenstein dieses Projekts war kürzlich die Ankunft der ersten zehn indischen Pflegeschülerinnen und -schüler im Pflegebildungszentrum des St. Marien-Hospitals in Düren-Birkesdorf.

„Wir sind nicht die Ersten und werden auch nicht die Letzten sein, die internationale Pflegekräfte oder Schüler zu uns holen. Aber was uns von vielen anderen positiv unterscheidet, ist die Art und Weise, wie wir den Einstieg organisieren und gestalten“, betonen die Krankenhaus-Geschäftsführer Annika Butzen und Renardo Schiffer.

Ein zentraler Baustein des Konzepts ist, dass die jungen Menschen schon einen Monat vor ihrem Ausbildungsstart angereist sind. In dieser Zeit erledigen sie notwendige Behördengänge und starteten einen intensiven elfmonatigen Sprachkurs, obwohl sie bereits ein B2-Sprachniveau mitbringen. Zwei Bezugspersonen stehen den Auszubildenden während dieser Phase eng zur Seite. Der ehemalige Schulleiter, Suitbert Dolfus, und die ehemalige Schulsekretärin, Bettina Döring, sind im Umgang mit jungen Menschen sehr erfahren. Sie begleiten sie bei sämtlichen Fragen rund um das Leben in Deutschland. Dazu gehört beispielsweise zu lernen, wie das deutsche Gesundheitssystem aufgebaut ist, ein eigenes Bankkonto eröffnet wird und sogar, wo man in der Nähe ein Eis essen kann. „Unser Ziel ist es, den jungen Menschen einen reibungslosen Start in ihre Ausbildung zu ermöglichen, damit sie sich hier wohlfühlen und erfolgreich lernen können“, erklärt Dolfus.

Die Krankenhäuser kümmerten sich zudem um eine angemessene Unterkunft. Auszubildende, die ohne finanzielle Mittel anreisten, wurden unterstützt. Bereits im ersten Monat erhalten alle ein Ausbildungsgehalt – eine Selbstverständlichkeit, die nicht in allen Einrichtungen geboten wird und in der Community der ausländischen Pflegeschüler für große Aufmerksamkeit sorgt.

Das gemeinsame Konzept der beiden Dürener Krankenhäuser hebt sich durch seine umfassende und interdisziplinäre Herangehensweise ab. Zahlreiche Abteilungen und Fachdisziplinen beider Krankenhäuser waren an der Ausarbeitung beteiligt, darunter die Personalabteilungen, die Pflege, die Krankenhausseelsorge und die Schule. Diese Zusammenarbeit stellt sicher, dass die internationalen Schüler sowohl fachlich als auch kulturell und sozial bestens integriert werden.

Die Kooperation zwischen dem St. Marien-Hospital und dem St. Augustinus-Krankenhaus zeigt, wie entschlossen beide Häuser dem Fachkräftemangel begegnen. Beide Krankenhäuser haben ihre Fachbereiche zusammengebracht, um ein tragfähiges und nachhaltiges Ausbildungskonzept zu entwickeln. Dabei wird ein besonderes Augenmerk auf die kulturelle Integration der Auszubildenden gelegt. Zwei Lehrkräfte des Pflegebildungszentrums haben die Fortbildung „Perspektive Integration“ abgeschlossen und geben ihr Wissen über kultursensible Pflege in Schulungen an die Stammbelegschaft weiter. „Es ist uns wichtig, dass sowohl unsere Mitarbeitenden als auch die internationalen Schüler voneinander lernen und gemeinsam ein respektvolles und verständnisvolles Arbeitsumfeld schaffen“, sagt Schulleiterin Menka Berres-Förster. Auch Ehrenamtliche bereichern das Projekt. „Wir sind dankbar für die Impulse und den Einsatz von ehrenamtlich aktiven Dürenern. Sie bringen sich vielfältig ein, z.B. durch indische Gerichte, die bei Mitarbeitenden der zwei Kliniken bei einem Kennenlernnachmittag indischer Kultur für Interesse sorgen“, fügt sie hinzu.

Um den Einstieg für die indischen Schülerinnen und Schüler noch weiter zu erleichtern, wird ein Mentorensystem eingerichtet: Ältere, erfahrenere Schüler stehen den Neuankömmlingen zur Seite, helfen ihnen im Alltag und unterstützen sie bei der sozialen Integration. Diese Peer-to-Peer-Begleitung schafft nicht nur Vertrauen, sondern auch eine starke Gemeinschaft unter den Auszubildenden. „Wir machen viel, um unseren Schülern den Berufseinstieg so leicht wie möglich zu gestalten – das gilt für alle, aber besonders für unsere internationalen Auszubildenden“, erklärt Berres-Förster.

Ein weiterer wesentlicher Aspekt des Konzepts ist die Berücksichtigung des religiösen und kulturellen Hintergrunds der Auszubildenden. Die indischen Schülerinnen und Schüler sind christlich geprägt und haben bereits an Gottesdiensten teilgenommen. Die Krankenhausseelsorge begleitet sie ebenfalls eng und hat schon einen Ausflug nach Aachen organisiert, um den Neuankömmlingen das religiöse und kulturelle Leben in der Region näherzubringen.

„Wir hoffen, dass unsere internationalen Schüler nach ihrer Ausbildung als Pflegekräfte in unseren Krankenhäusern bleiben“, erklären die Geschäftsführer. Damit setzen die beiden JG-Krankenhäuser ein klares Zeichen für eine nachhaltige Personalentwicklung in der Pflege. Für die Auszubildenden ist es eine große Herausforderung, sich in einem fremden Land und einer neuen Kultur zurechtzufinden, aber das umfassende Unterstützungsprogramm hilft, diese Aufgabe zu meistern.

„Was uns besonders macht, ist die umfassende Betreuung, die weit über den normalen Ausbildungsalltag hinausgeht“, betonen die Verantwortlichen. Sie sind überzeugt, dass der zukünftige Erfolg der Pflege zusätzlich über eine globale und integrative Herangehensweise gesichert werden kann, bei der nicht nur fachliche Kompetenz, sondern auch zwischenmenschliche Beziehungen und kulturelle Sensibilität eine entscheidende Rolle spielen.

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