Berlin: Im Bahnverkehr gibt es nach dem Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) bundesweit kaum noch Beeinträchtigungen. Sieben Stunden nach Ende des Ausstands fahren die S-Bahnen in den Ballungsräumen wieder stabil, und der Regionalverkehr rollt im Takt.
Auch im Fernverkehr rechnet die DB über den Tag nur noch mit einzelnen Verspätungen. Das betrifft Züge, die heute Morgen nach Streikende nicht pünktlich starten konnten.
Die kostenlose Servicenummer unter 08000 99 66 33 war bis 11 Uhr geschaltet. Während der zurückliegenden Stunden gingen rund 60.000 Anrufe ein. Informationen zur aktuellen Verkehrslage bekommen Reisende weiterhin unter oder m.bahn.de.
Insgesamt sind rund 370 Personenzüge ganz oder auf einer Teilstrecke ausgefallen, davon nur sieben Fernverkehrszüge. Der vorsorglich erstellte Ersatzfahrplan der DB im Fernverkehr hatte vorgesehen, dass ohnehin nur ein Teil der Fernzüge unterwegs war. Während des Streiks wurde so erfolgreich sichergestellt, dass trotz massiver Einschränkungen weiterhin etwa ein Drittel der IC-, EC- und ICE-Züge verkehrte.
Im Nahverkehr waren über den Tag die Takte planmäßig ausgedünnt worden, um auch hier die Verfügbarkeit der Züge für den Betriebsstart am Morgen sicherzustellen. Im Schienengüterverkehr standen in den heutigen Morgenstunden streikbedingt 115 Güterzüge.
Die Deutsche Bahn weist den Vorwurf, die DB belüge die Öffentlichkeit und wolle die GDL diskreditieren, entschieden zurück. Die für Mittwochabend und Donnerstagmorgen auf Initiative der DB geplanten vertraulichen Gespräche waren verabredet worden, um Lösungen zu finden und Bewegung in die Tarifrunde zu bringen. Jedoch hat der Streik diesem Treffen jegliche Grundlage entzogen. Die DB ist weiter verhandlungsbereit und hat im Laufe der letzten Wochen mehrere Angebote und Varianten vorgelegt, bei denen es auch Anknüpfungspunkte für die GDL gibt.
DB-Personalvorstand Ulrich Weber: „Nur mit ernsthaften Verhandlungen kann der Tarifkonflikt gelöst werden - nicht mit der Brechstange und nicht mit scharfen Worten. Wir wollen - am liebsten sofort - mit der GDL ohne Vorbedingungen darüber reden, wie sie für andere Berufsgruppen verhandeln kann. Oberstes Ziel bleibt, dass der Betriebsfrieden dabei nicht verloren geht. Nur dazu gehören zwei."
Hunderte Mitarbeiter waren wegen des Streiks zusätzlich an den Bahnhöfen im Einsatz. Auch Führungskräfte und Verwaltungsangestellte standen auf den Bahnsteigen oder betreuten Kundentelefone, um den Reisenden zu helfen, ans Ziel zu kommen. DB-Mitarbeiter verteilten Verpflegungsgutscheine, Getränke und Snacks. In Stuttgart wurde ein ICE als Hotelzug für Reisende bereitgestellt. In Berlin hatte die DB Lounge die ganze Nacht hindurch geöffnet, in anderen Städten wurden die Öffnungszeiten ebenfalls je nach Bedarf verlängert.