Leverkusen/Gelsenkirchen: Wenn Freitagmittag NRW in die großen Ferien startet, rollt die erste große Reisewelle in diesem Sommer an. Viele Urlauber wollen so schnell wie möglich aufbrechen und treffen auf die vielen Berufspendler, die am Freitag ins Wochenende fahren. Erfahrungsgemäß droht gerade an diesen ersten Tagen, aber auch zum "Bettenwechsel" in der Mitte und zum Ende der Ferien, ein Kapazitätsengpass auf den großen Reiseautobahnen. Damit die Autofahrer so stressfrei wie möglich an ihr Urlaubsziel gelangen, die Leistungsfähigkeit der Autobahnen voll ausgenutzt wird und ein Stau möglichst vermieden wird, fährt Straßen.NRW alle vermeidbaren Baustellen zurück. Daneben setzt der Landesbetrieb mit seiner Verkehrszentrale auf die "Telematik".

"Es wird uns sicher nicht gelingen, jeden Stillstand zu vermeiden", ist sich Hanno Bäumer, Leiter der Verkehrszentrale bewusst, "aber Telematik leistet mittlerweile einen guten Beitrag, um den Verkehrsfluss störungsfreier zu gestalten und bestenfalls sogar Staus zu vermeiden." Die NRW-Verkehrszentrale ist deshalb - nicht nur zu Ferienzeiten - rund um die Uhr besetzt, an sieben Tagen in der Woche.

Tagsüber beobachten vier "Operatoren" auf 65 Monitoren die stauanfälligsten Autobahnabschnitte in NRW. Nachts und an den Wochenenden arbeiten in der Regel zwei der Fachleute im Kontrollraum. Vor den Monitoren, auf denen u.a. Kameras die Verkehrssituation von den kritischen Autobahn-Abschnitten übertragen, steuern sie den aktuellen Verkehrsablauf. Dazu setzen sie auf die "Werkzeuge" der Telematik: temporäre Standstreifenfreigabe, Anordnung von Geschwindigkeitsbeschränkungen und Lkw-Überholverboten mittels Streckenbeeinflussungsanlagen, Schaltung von Stau- und Unfallhinweisen in Verbindung mit - sofern verfügbar - Umleitungsstrecken an wichtigen Autobahnkreuzen. Hierzu stehen die Operatoren in unmittelbaren Kontakt zu den Leitstellen der Polizei und zu den Rundfunkanstalten, die die Verkehrsmeldungen über das Radio ausstrahlen.

Mittlerweile gehören etwa die "dWiSta"-Tafeln (dynamischer Wegweiser mit integrierten Stauinformationen), die u.a. vor der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 eingeführt wurden, fast schon zum gewohnten Straßenbild. Anders als mit herkömmlichen Blechschildern erhalten die Autofahrer auf diesen digitalen Anzeigetafeln vor Autobahnkreuzen veränderbare Informationen, etwa Warnhinweise oder Umleitungsempfehlungen, um ihre Route situationsgerecht anpassen zu können. Rund 70 "dWiSta"-Tafeln bedient die Verkehrszentrale bislang landesweit, weitere 40 sind derzeit für die Verkehrslenkung im Ruhrgebiet vorgesehen (Baubeginn 2016). Aktuell in Bau sind zudem Streckenbeeinflussungsanlagen und neue "dWiSta"-Tafeln entlang der A61 im Bereich Köln/Bonn. Ebenfalls in Vorbereitung ist eine Streckenbeeinflussungsanlage auf der A3 zwischen Leverkusen und Oberhausen. Hinweise auf den digitalen Displays dieser Anlagen harmonisieren die Geschwindigkeit auf den einzelnen Fahrstreifen und warnen vor witterungsbedingten Gefahren wie Nebel, Glätte oder Regen - aber auch vor Stau.

Eine sehr effiziente Methode zur Bewältigung von kurzzeitig auftretenden Spitzenbelastungen stellt die zeitweilige Nutzung des Standstreifens dar, sofern der Streckenabschnitt dafür geeignet ist. Dies ist derzeit auf Abschnitten der A4, der A57 und der A45 der Fall. "Hier haben wir bislang recht gute Erfahrungen gemacht", sagt Bäumer. In Vorbereitung sind temporäre Standstreifenfreigaben auf der A3 zwischen Hilden und Mettmann (Baubeginn 2015) sowie auf der A52 zwischen Neersen und Mönchengladbach-Nord (Planung wird derzeit durch den Bund geprüft).

Autofahrer als Partner

Doch egal, ob Warnhinweise über "dWiSta-Tafeln", Zuflussregelungsanlagen oder Streckenbeeinflussungsanlagen - am Ende funktioniert das Verkehrsmanagement nur im Zusammenspiel mit dem Autofahrer. Bäumer: "Wir können den Verkehrsteilnehmer mit möglichst aktuellen und schnell verfügbaren Informationen versorgen - die Hinweise berücksichtigen kann nur der Autofahrer selbst. Unser Ziel ist es darum, die Verkehrsinformationen so zuverlässig wie möglich zu machen. Nur wenn sich der Autofahrer auf die Angaben verlassen kann, wird er sie auch beachten und kann so dazu beitragen, Verkehrsstörungen zu vermeiden."

Vor dem Reiseantritt können sich die Urlauber auf der Internetseite www.autobahn.nrw.de informieren. Hier erhalten die Verkehrsteilnehmer Informationen für ihre Reiseplanung bzw. für ihre Fahrtroute oder den Reiseantritt und können sich ein Bild von der aktuellen und prognostizierten Verkehrslage verschaffen.

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