Berlin: Der milde Winter sorgt in deutschen Wäldern für Behinderungen. Der vom Regen aufgeweichte Waldboden macht den Holztransport zeitweise unmöglich. Die Instandsetzung der Waldwege kommt nur schleppend voran. Die Holzindustrie bittet um Verständnis bei Waldbesuchern und Spaziergängern.
Durch den milden Winter kommt es derzeit in vielen deutschen Waldgebieten zu erheblichen Behinderungen bei der Holzabfuhr. Das Problem: Durch das verhältnismäßig warme Wetter der vergangenen Wochen geht der Niederschlag nicht als Schnee, sondern direkt als Regen in den Boden und weicht unbefestigte Wege im Wald auf. Besonders der Abtransport des Holzes wird dadurch verzögert. Durch die laufenden Arbeiten kann es auch für Spaziergänger zu Einschränkungen kommen. "Insbesondere unbefestigte Waldwege können vorübergehend nur eingeschränkt genutzt werden", berichtet Denny Ohnesorge von der Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher (AGR). Der studierte Forstwirt wirbt um Verständnis für die notwendigen Waldpflegemaßnahmen und rät Waldbesuchern, auf die Hinweise der Forstbetriebe zu achten, um sich und andere nicht zu gefährden.
So sollten beispielsweise Bereiche, in den gerade Fällarbeiten stattfinden, nicht betreten werden. Derartige Gebiete werden durch die Forstmitarbeiter deutlich gekennzeichnet. Zudem birgt besonders das Klettern auf Holzpolter große Gefahr. Das gestapelte Holz wartet am Rand der Waldwege auf seinen Abtransport. Ohnesorge warnt: "Die schweren Stämme können sich durch das Klettern lösen. Auch das Gewicht eines Kindes reicht schon aus." Eltern sollten daher auf ihre Kinder achten und sich auch selbst von den Holzpoltern fern halten.
Waldwege, deren Nutzung beispielsweise durch Spurrinnen oder noch herumliegende Äste beeinträchtigt ist, werden nach Ende der Arbeiten wieder instand gesetzt. Dies könne, so Ohnesorge, in diesem Jahr zwar etwas länger dauern, das aktuell warme und trockene Wetter helfe den Waldbesitzern aber bei den Aufräumarbeiten. Bleibt das Wetter so, ist Ohnesorge optimistisch, dass bereits nach einigen Wochen die Wege für Spaziergänger und Waldbesucher wieder uneingeschränkt begehbar sind. Und nach einem Jahr seien an den betroffenen Stellen im Wald auch die Spuren des letzten Holzeinschlags meist nicht mehr zu sehen, verspricht der Forstexperte.
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Interview mit Dr. Denny Ohnesorge, Experte für Forst- und Holzwirtschaft bei der Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher (AGR)
Von November bis März ist Erntezeit für Holz Mancher Waldbesucher fühlt sich durch die alljährliche Holzernte gestört. Doch die Arbeiten sind wichtig: Sie pflegen den Wald, schützen das Klima und sind die Grundlage für Naturprodukte aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz. Dr. Denny Ohnesorge, Experte für Forst- und Holzwirtschaft bei der Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher (AGR), gibt Antwort auf wichtige Fragen:
Herr Ohnesorge, warum ist Holzeinschlag nötig?
In Deutschland wird der Wald je nach Baumartenzusammensetzung und Alter in einem Abstand von etwa 5 bis 25 Jahren durchforstet. Mit der Holzernte werden zum einen die für die Herstellung von Holzprodukten gewünschten Bäume gefällt. Zum anderen soll dadurch im Wald mehr Licht und Platz für das Wachstum der Bäume und die Einleitung der Verjüngung geschaffen werden.
Zudem können Förster und Waldbesitzer Baumarten mit unterschiedlichen Lichtbedürfnissen gezielt fördern und auch die Verjüngung mit der nächsten Generation von Bäumen einleiten. Es wird dabei nur so viel Holz entnommen, wie langfristig wieder nachwächst. Bäume, die besonders wertvoll für den Natur- und Artenschutz sind, bleiben unberührt.
Und warum wird das Holz gerade im Winter geschlagen?
Sicherheit spielt eine große Rolle: Die Sicht in die Baumkronen der Laubbäume ist im Winter frei und Waldarbeiter können Gefahren besser einschätzen, zum Beispiel durch so genannte Totäste. Das sind abgestorbene Äste in den Baumkronen, die bei der Holzernte herunterfallen und Waldarbeiter schwer verletzen können. Zudem nimmt der normalerweise harte und im Winter idealerweise gefrorene Boden keinen Schaden, wenn die Erntemaschinen die Stämme aus den Beständen ziehen. Der milde Winter macht den Waldbesitzern dieses Jahr allerdings enorm zu schaffen. Der vom Regen aufgeweichte Waldboden hat die Holzernte dieses Jahr enorm verzögert und macht den Holztransport auf unbefestigten Waldwegen zeitweise unmöglich.
Welche Bäume werden gefällt - und wofür?
Laub- und Nadelbäume werden von unterschiedlichen Holzverarbeitern wie zum Beispiel der Säge-, Furnier- oder Zellstoffindustrie eingesetzt. Den größten Wert haben lange, astfreie und möglichst gerade Schäfte. Die Förster sprechen bei der Dicke des Baumes vom Brusthöhendurchmesser (BHD), der in 1,30 Meter Höhe gemessen wird. Für die Furnierproduktion beispielsweise wird der Baum ab einem BHD von 60 Zentimetern interessant. Experten sprechen je nach Baumart ab diesem Durchmesser vom Starkholz.
Laubholz wird heute vor allem im Innenausbau, zum Beispiel für Fußböden und Treppen und bei der Herstellung von Möbeln verwendet. Nadelholz kommt häufig als Bauholz zum Einsatz. Auch hochwertiges Papier für Hochglanzmagazine besteht aus Nadelholz. Der Nadelholzanteil in den gängigen Holzprodukten beträgt zwischen 70 und 90 Prozent. Deshalb ist es wichtig, dass in unseren Mischwäldern eine ausreichende Menge Nadelbäume nachwachsen.
Worauf muss der Waldbesucher während der Erntezeit achten?
Damit durch die Arbeiten und das Verladen der Stämme auf Lkws keine Gefahr für Spaziergänger und Waldbesucher entsteht, werden die Arbeitsbereiche kurzzeitig abgesperrt. Waldbesucher sollten auf die Hinweise der Forstbetriebe achten, um sich und andere nicht zu gefährden. Eventuell beschädigte Wege werden nach dem Ende der Arbeiten wieder instand gesetzt. Meist ist schon nach einem Jahr nur noch für den Experten erkennbar, dass eine Holzernte im Wald stattfand.
Zudem sollte man Abstand von Holzpoltern halten. Das Klettern auf den am Wegesrand gestapelten Stämmen birgt große Gefahren. Die schweren Stämme können schon bei geringem Gewicht, zum Beispiel durch ein Kind oder sogar einen Hund, in Bewegung geraten. Quetschungen bis hin zu lebensgefährlichen Verletzungen können die Folge sein. Eltern sollten in der Nähe von Holzpoltern besonders auf ihre Kinder achten und sie auf diese Gefahren hinweisen.
Was bedeutet die Holzernte für die Wirtschaft?
Holz ist für die deutsche Gesellschaft der wichtigste nachwachsende Rohstoff. Als Grundlage für Baumaterialien, Möbel, Papier, moderne Naturkunststoffe und zur Energiegewinnung ist Holz unerlässlich und seine nachhaltige Nutzung ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz. Eine naturnahe Waldwirtschaft, für die sich die Forst- und Holzwirtschaft in Deutschland aktiv einsetzt, sorgt dabei nicht nur für stabile Mischwälder. Sie fördert gezielt seltene Baumarten und bringt ökologische und ökonomische Interessen in Einklang. Zudem leistet die Forst- und Holzwirtschaft einen entscheidenden Beitrag zur wirtschaftlichen Stärkung ländlicher Regionen, zum Umweltschutz und nicht zuletzt zur Sicherung von hunderttausenden Arbeitsplätzen. Die deutsche Forst- und Holzwirtschaft ist weltweit anerkannt und Vorbild für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung.