Düren-Birkesdorf: 25 Jahre Sozialpädiatrisches Zentrum (SPZ) und 10 Jahre Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie feierte das St. Marien-Hospital Düren-Birkesdorf mit einem Festakt und einem Tag der offenen Tür in beiden Abteilungen.

Dipl.-Kfm. Bernd Koch, Geschäftsführer der Caritas Trägergesellschaft West (ctw), begrüßte bei dem Festakt die geladenen Gäste, bevor Dr. med. Bodo Müller, ärztlicher Direktor und Chefarzt der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie im St. Marien-Hospital, und Dr. med Dirk Mundt, Chefarzt des Sozialpädiatrischen Zentrums im Birkesdorfer Krankenhaus, einen kurzen Rückblick über die Entwicklung der beiden Abteilungen gaben.

Bereits seit den 1980er Jahren gab es einen Vorläufer des SPZ, als Mitarbeiter interdisziplinär in diesem Bereich tätig waren. Von der Gründung des Fördervereins und der Zusammenarbeit mit integrativen Kindertagesstätten über die personelle und räumliche Erweiterung bis zu weiteren Kooperationen und Erweiterungen des Angebots wurde das SPZ seitdem stetig weiterentwickelt. Schwerpunkt des SPZ ist die Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Entwicklungsstörungen, chronischen und neurologischen Erkrankungen im interdisziplinären Team. Es gibt verschiedene Spezialambulanzen, um die unterschiedlichen Krankheitsbilder bestmöglich behandeln zu können. Eine gute Vernetzung mit Ämtern, Kindertagesstätten, Familienzentren, Förderschulen, Beratungsstellen, Qualitätszirkeln und Arbeitskreisen ermöglicht Austausch und Zusammenarbeit.

Genauso gut vernetzt ist die Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie, die es seit 2004 gibt und die weitgehend das gesamte Spektrum kinder- und jugendpsychiatrischer Störungen behandelt. Für die Behandlung von z.B. Aufmerksamkeitsstörungen, Essstörungen oder Schul- und Lernschwierigkeiten stehen eine Institutsambulanz und eine Tagesklinik mit zehn Plätzen zur Verfügung. Es gibt eine Spezialambulanz zur Diagnostik und Behandlung von Computer-, Internet- und Mediensucht, eine Krisenambulanz und eine Traumaambulanz in Kooperation mit dem SPZ.
Anlässlich der Abteilungsjubiläen hielten anschließend Frau Professor Dr. med. Beate Herpertz-Dahlmann, Direktorin der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Uniklinik RWTH Aachen, und Dr. med. Helmut Hollmann, Chefarzt des Kinderneurologischen Zentrums der LVR-Klinik Bonn, Festvorträge.
Frau Prof. Herpertz-Dahlmann sprach über „Psychische Probleme in der Adoleszenz – Erwachsenwerden ist schwer“. Die Adoleszenz, die psychosoziale Pubertät, ist ein Entwicklungsschritt von der Kindheit in das Erwachsenenalter, während die Pubertät biologische Veränderungen zur Einleitung der Adoleszenz beinhaltet, wie sie erläuterte. Bei den Entwicklungsaufgaben der Adoleszenz, wie etwa die Geschlechtsrolle anzunehmen, Veränderungen des Körpers zu akzeptieren und eine Zukunftsperspektive sowie einen Freundeskreis aufzubauen, können auch psychische Störungen auftreten. In der Adoleszenz häufen sich zum Beispiel affektive Störungen (Depression), Angststörungen oder Essstörungen sowie Störungen des Sozialverhaltens und risikosuchendes Verhalten. Schützend können die stabile emotionale Beziehung zu einer Bezugsperson sein, zudem familiärer Zusammenhalt, ein offenes unterstützendes Familienklima, positive Freundschaftsbeziehungen und Schulerfahrungen sowie ein positives Selbstwertgefühl und aktives Bewältigungsverhalten.

Dr. Hollmann referierte zum Thema: „Wie viel Therapie braucht das Kind?“. Eine Therapie bei Entwicklungsstörungen ist aufgaben- und themenzentriert und zeitlich limitiert.  Eine vorher definierte Funktion oder Zielvariablen sollen erreicht werden. Die Förderung der Entwicklung ist hingegen breit angelegt, ein kontinuierlicher Prozess und unabhängig vom individuellen Funktionsniveau. Ziel ist es, Ressourcen zu erkennen und Fähigkeiten bestmöglich zu entfalten. Deshalb steht vor einer Therapie erst eine Diagnose. Ist eine Therapie notwendig, wird geklärt wann welche wie intensiv und wie lange durchgeführt wird, um unerwünschte Effekte wie zum Beispiel Minderung des Selbstwertgefühls zu vermeiden. Auch ist es wichtig, die Therapie zu bewerten, zu schauen, wie es dem Kind geht und ob sich Effekte zeigen. Die Entwicklungs- und Sozialpädiatrie unterscheidet zwischen einer umschriebenen Entwicklungsstörung, einer globalen Entwicklungsstörung/Behinderung und Störungen der Emotionen und des Sozialverhaltens. Es wirken funktionell ausgerichtete Therapien, die überlegt eingesetzt und zielorientiert, alltagsrelevant und pragmatisch sind.

Dürens Bürgermeister Paul Larue gratulierte zum 25-jährigen und 10-jährigen Bestehen und hob die sehr gute Zusammenarbeit der beiden Abteilungen wie auch der Kinderklinik mit dem Jugendamt hervor.
Kreisdirektor Georg Beyß hob die gute Zusammenarbeit auch mit dem Kreis Düren hervor, der zum Beispiel Träger der Rurkreisschule und der Jugendhilfe ist. „Es ist gut, dass es Sie im Kreis Düren gibt“, so Beyß.
Barbara Feykens, Stabsstellenleiterin Medizinische Versorgung bei der AOK Düren-Jülich, würdigte ebenfalls die gute Arbeit und den hohen persönlichen Einsatz der einzelnen Mitarbeiter. Neben der Medizinischen Kompetenz sind die Abteilungen auch durch zahlreiche öffentliche Aktivitäten mit interessanten Fachthemen, über den Kreis Düren hinaus bei vielen Menschen bekannt.

Der Vormittag klang bei einem Imbiss und Gesprächen aus, bevor nachmittags der Tag der offenen Tür in beiden Abteilungen begann. Hier stellten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich und die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten vor. Für Kinder gab es ein buntes Programm: Die Klinikclownin malte und bastelte mit den Kindern, Clown Benny, den der Verein Sonnenschein für diesen Tag spendiert hatte, unterhielt die jungen Besucher, die sich zudem schminken lassen konnten. Das Spielmobil „Schneller Emil“ durfte natürlich auch nicht fehlen und lud zu abwechslungsreichem Spiel und Spaß ein. Marie-Luise Klein, aus dem Vettweißer Atelier Ma-Lu, war mit ihrer Malschülerin Marion Fackeldey gekommen. Frau Klein malte auf ihrer Leinwand vor und Frau Fackeldey malte dies auf ihrer nach, wobei jeder zuschauen konnte, wie ein Bild entsteht. Für das leibliche Wohl war bestens gesorgt, es gab Gegrilltes und kühle Getränke sowie Kaffee und Kuchen. „Wir bedanken uns bei allen Beteiligten und Mitwirkenden für einen sehr gelungen und schönen Jubiläumstag“, so Dr. Müller und Dr. Mundt.

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