Stockheim: Es soll ja Kinder geben, die glauben, dass das Kühlregal im Einkaufsmarkt die Frühstücksmilch gibt. Zweitklässlerin Antonia kann da nur den Kopf schütteln. Die Achtjährige ist nämlich mitten im Wald aufgewachsen und kennt sich aus mit der Natur.

Wenn sie damals mit den anderen Kindern aus ihrer Waldkindergartengruppe unter den Bäumen gespielt hat, haben sie viele Vögel, manches Eichhörnchen und hin und wieder sogar Rehe gesehen. "Antonia ist ein richtiges Draußenkind", sagt ihre Mutter Kirsten Lewald. "Sie ist am liebsten an der frischen Luft und möchte rennen und klettern. Die Erfahrungen und Entdeckungen, die sie im Wald gemacht hat, werden sie ihr Leben lang begleiten", glaubt die Mutter. Die täglichen Fahrten zwischen ihrem Zuhause in Frauwüllesheim und der Tageseinrichtung in Stockheim waren ihr das wert.

Auch Verena Graf ist fest davon überzeugt, dass ihre vierjährige Paula im Waldkindergarten des Sozialdienstes katholischer Frauen e.V. in Düren (SkF) bestens aufgehoben ist. Zwar bieten die beiden Bauwagen nicht den Komfort eines festen Gebäudes, doch gerade die rustikale Bescheidenheit gefällt ihr: "Endlich mal keine Reizüberflutung, dafür viel Ruhe und Natur", bringt sie das Konzept auf den Punkt. Die Kinder erleben hier mit allen Sinnen den Rhythmus der Jahreszeiten und machen elementare Naturerfahrungen. Auch Daniela Lentzen-Goertz aus Düren schreckt die Aussicht auf die dreckigen Hosen nicht, die ihr dreijähriger Justus demnächst mit nach Hause bringt. Das kreative Spielen und Lernen in der gesunden Natur wiegt das in ihren Augen auf.

"Natürlich gibt es bei uns nicht nur Tannenzapfen, Blätter und Äste, sondern auch viele Spielsachen und Bücher", lacht Erzieherin Iris Juntersdorf. Gekocht und geheizt wird mit Gas, Wasser gibt es und eine mobile Toilette. Wirklich spartanisch geht es also doch nicht zu. "Für unseren ländlich geprägten Kreis ist der Waldkindergarten eine echte Bereicherung. Wer möchte, dass sein Kind möglichst im Einklang mit der Natur aufwächst, für den ist das genau das richtige Angebot", stellte Landrat Wolfgang Spelthahn bei seinem Besuch vor Ort fest. Der Jugendhilfeausschuss des Kreises sieht das genauso und hat sich für die Fortführung des Angebotes ausgesprochen.

Beim Kinderkulturfest am Samstag, 17. Mai, im Willy-Brandt-Park in Düren ist der Waldkindergarten mit einem eigenen Stand vertreten. "Wir nutzen die Gelegenheit, um uns und unser Konzept vorzustellen", sagt Ines Minx, Fachberaterin für Schulen und Kindergärten beim SkF Düren. Am Sonntag, 25. Mai, lädt der Waldkindergarten dann von 12 bis 16 Uhr zu einem Tag der offenen Tür nach Stockheim ein (Wegbeschreibung: Telefon 0160/6541772). Beim Naturbasteln können Eltern und Kinder testen, ob das Leben unterm Blätterdach für sie in Frage kommt. Die Kinder müssen das dritte Lebensjahr vollendet haben, U3-Plätze gibt es im Wald nicht.

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