Düren: Seltener Besuch im Dürener Rathaus. Auf seiner Wanderschaft - der Walz - machte jetzt der Bäckergeselle Pelle aus Beckum in Münsterland einen Zwischenstopp in Düren, klopfte zur Begrüßung mit seinem Wanderstock auf den Boden und sprach bei Bürgermeister Frank Peter Ullrich zünftig vor.
Immer wieder kommen Handwerksgesellen oder -gesellinnen in das Rathaus, Vertreter des Bäckerhandwerks sind dabei aber eher die Ausnahme. Seit 2 ½ Jahren ist Pelle beruflich unterwegs, um Land und Leute kennenzulernen sowie neue berufliche Erfahrungen zu sammeln. Eigentlich wäre im Sommer, nach drei Jahren und einem Tag, Schluss mit der Wanderschaft. Ob er dann dennoch die Walz fortführt, hat er nach eigenen Worten noch nicht entschieden. „Das Bäckerhandwerk hat ganz unterschiedliche regionale Besonderheiten. Man erlernt immer etwas Neues und es bleibt stets interessant“, erzählt der junge Mann.
Zum Abschluss seines Rathausbesuchs erhielt er das Siegel der Stadt Düren in sein Wanderbuch und einen kleinen Obolus für die Weiterreise.
Die Walz - also das Reisen von Handwerkern hat Tradition, die bis in das 12. Jahrhundert zurückreicht. Die Gesellen bzw. Gesellinnen reisen drei Jahre und einen Tag durch die Welt, um sich mit Lebensgewohnheiten und Arbeitspraktiken anderer Völker und Regionen vertraut zu machen. In dieser Zeit müssen sie sich stets 50 km von ihrer Heimatstadt entfernt aufhalten. Die Reisezeit ist eine praktische Lebensschule, während der sich der Geselle grundsätzlich nach den Regeln seiner Zunft zu verhalten hat. Wer wandern will, muss frei, ungebunden, unverheiratet und möglichst unter 30 Jahre alt sein. Das Reisen dient dem Handwerker oder der Handwerkerin nicht zum Anhäufen von Reichtümern, sondern zur handwerklichen Bildung. Es gehört zur Ehrenpflicht eines reisenden Fremden, seinen Lebensunterhalt während der Reise durch Arbeit zu verdienen.