Düren: Die Sepsis, oft auch Blutvergiftung genannt, ist die häufigste Todesursache bei Infektionen. Trotz aller Fortschritte der modernen Medizin treten in Deutschland jährlich etwa 280.000 Sepsisfälle auf. Häufige Ursachen sind Lungenentzündung, Hirnhautentzündung oder Harnwegsinfekt.
Rund ein Viertel der Patienten mit Sepsis und fast die Hälfte der Patienten mit schwerer Sepsis sterben an dieser Erkrankung, die entsteht, wenn die körpereigene Abwehrreaktion gegen eine Infektion das eigene Gewebe und die eigenen Organe schädigt. Eine Sepsis kann zu Schock und Multiorganversagen führen, vor allem wenn die Symptome nicht früh genug erkannt und sofort behandelt werden. Mit der Kampagne „Sepsis – kenne die Zeichen“ will das Krankenhaus Düren deshalb für das Thema sensibilisieren. Auf einem Plakat, das jetzt in allen Abteilungen der kommunalen Klinik zu sehen ist, werden die Symptome einer Sepsis sehr anschaulich dargestellt.
„In vielen Ländern der Erde ist der Kampf gegen die Sepsis eine nationale Angelegenheit – mit dem Ergebnis, dass die Sterberaten dort deutlich niedriger sind“, sagt Dr. Bernhard Heising, Krankenhaushygieniker und Infektiologe des Krankenhauses Düren. „In Australien, England, Frankreich oder auch in den USA gibt es große öffentliche Kampagnen. Ganze U-Bahn-Stationen und Kaufhäuser sind damit zugepflastert. In Deutschland gibt es das leider nicht“, ergänzt Dr. Jan Karl Schütte, Sektionsleiter der operativen Intensivmedizin. Grund genug für das Dürener Krankenhaus, selber tätig zu werden. Dr. Heising, Dr. Schütte und Prof. Stefan Schröder, Chefarzt der Anästhesie, brachten die Idee einer eigenen Kampagne ins Gespräch und wurden von der gesamten Chefarztrunde unterstützt. Um eine wirkungsvolle Gestaltung des Plakates zu erzielen, wurde Annelie Barnowsky, ehemalige Sekretärin von Prof. Schröder und begeisterte Hobbymalerin, ins Boot geholt. Sie zeichnete die „Emojis“ zu den kurz und prägnant formulierten Symptomen, die jeder kennen sollte: schnelle Atmung oder Herzrasen, Verwirrung, verwaschene Sprache oder Desorientierung, Fieber oder Zittern, Schwäche oder Muskelschmerzen, keinen Urin absetzen können, neuer Hautausschlag oder verfärbte Haut.
„Die Menschen müssen diese Symptome kennen, um schnell handeln zu können“, sagt Prof. Schröder. Denn jede Stunde zählt: Die Erkrankung an einer Sepsis ist zwar sehr kritisch, aber nicht aussichtslos. Die zügige Einleitung von Behandlungsmaßnahmen, insbesondere Antibiotika, intravenöse Flüssigkeitsgabe und gezielte Behandlung zur Aufrechterhaltung des Blutkreislaufs, können das Sterberisiko halbieren. Patienten mit Verdacht auf eine Sepsis sollten deshalb sofort ins Krankenhaus gebracht werden.
Auch in der Klinik kann eine Sepsis entstehen. Um den Ärzten aller Fachbereiche in einem Verdachtsfall die sofortige Reaktion zu vereinfachen, hat das Krankenhaus Düren im Rahmen der Kampagne auch eine neue Taschenkarte mit allen relevanten Grenzwerten und Behandlungsschritten erstellt. „Wir wollen alle Möglichkeiten ausschöpfen, die Chancen von Patienten mit Sepsis zu verbessern“, sagt Dr. Heising, der die Kampagne gerne auch über das Krankenhaus Düren hinaus entfalten möchte. So stellt das Krankenhaus das Plakat auch interessierten Arztpraxen zur Verfügung, die sich direkt an Dr. Heising wenden können (Tel. 02421/301366). Ein Aktionstag im Herbst ist ebenfalls in Planung.