Jülich: Armel Ulrich Kemloh Wagoum und Benjamin Stadtmüller sind die diesjährigen Träger des Exzellenzpreises des Forschungszentrums Jülich. Die beiden jungen Wissenschaftler nahmen die mit jeweils 5.000 Euro dotierte Auszeichnung am Samstag entgegen. "JuDocs 2014 – Karriere made in Jülich" war die Feierstunde überschrieben, in der weitere 45 Doktorandinnen und Doktoranden offiziell verabschiedet wurden.
2013 wurden 894 Doktorandinnen und Doktoranden im Forschungszentrum betreut. "Junge, talentierte Forscherinnen und Forscher aus dem In- und Ausland finden in Jülich hervorragende Startbedingungen für ihre wissenschaftliche Laufbahn vor. Dazu zählen eine frühe wissenschaftliche Selbständigkeit und sehr gute Arbeitsbedingungen ebenso wie verlässliche Karriereperspektiven", hob Vorstandsvorsitzender Prof. Achim Bachem in seiner Begrüßung hervor. Den Exzellenzpreis vergibt das Forschungszentrum seit 2009. Ausgezeichnet werden junge, international erfolgreiche Forscherinnen und Forscher, die zu den fünf Prozent besten Nachwuchswissenschaftlern in ihrer Disziplin gehören und mit ihren Ideen auf ihrem Forschungsgebiet entscheidende Impulse geben.
Fußgängersimulationen für mehr Sicherheit
Dr. Armel Ulrich Kemloh Wagoum befasste sich in seiner Doktorarbeit am Jülich Supercomputing Centre (JSC) damit, wie menschliches Navigationsverhalten in Fußgängerströmen im Computer simuliert werden kann, Daneben beschäftigte er sich mit sehr aufwändigen empirischen Verhaltensstudien.
Gegenwärtig arbeitet der junge Wissenschaftler mit Wurzeln in Kamerun am JSC im Bereich "Civil Security and Traffic" und knüpft dort an seine Forschungen an. Kemloh entwickelt eine für Fußgängersimulationen geeignete Parallelisierungsstrategie, die Simulationen schneller als Realzeit erlaubt. Daneben betreut er das Open Source-Softwarepaket JuPedSim, das einen Rahmen für die Entwicklung von Modellen zur Beschreibung von Fußgängerbewegungen bietet.
An Bord der "MS Wissenschaft", die gerade unterwegs durch Deutschland ist, befindet ich auch ein Exponat aus Jülich, an dem Kemloh beteiligt war: Es zeigt, wie Computersimulationen dazu beitragen können, gefährliche Situationen bei Großveranstaltungen zu vermeiden.
Neue Einblicke in die Oberflächenphysik
Bis Oktober 2013 arbeitete Dr. Benjamin Stadtmüller, der zweite Preisträger, in der Arbeitsgruppe von Prof. Christian Kumpf am Peter Grünberg Institut des Forschungszentrums Jülich. Seit Januar gehört er zur Gruppe von Prof. Martin Aeschlimann an der TU Kaiserslautern, deren Schwerpunkt die Oberflächenphysik ist.
Im Zentrum seiner Arbeit stand die grundlagenorientierte Untersuchung von physikalischen Prozessen und Materialien, wie sie in organischen elektronischen Bauelementen vorkommen. Diese Elemente sind bereits im Einsatz, zum Beispiel in der Photovoltaik oder in Leuchtdioden. Doch viele grundlegende physikalische Prozesse, nach denen sie funktionieren, sind noch nicht verstanden.
In organischen elektronischen Bauteilen treten Grenzflächen zwischen Metallkontakten und organischen Schichten auf. Bei bisherigen Untersuchungen wurde nur eine Molekülsorte zum Beispiel auf eine Silbermetalloberfläche aufgebracht und untersucht. Die herausragende Leistung von Benjamin Stadtmüller besteht darin, dass er zwei Molekülsorten gleichzeitig auf Silber aufdampfte und mit einer großen Zahl an experimentellen Methoden untersuchte. Damit leistete er "einen grundlegenden Beitrag zur Weiterentwicklung der Oberflächenphysik", so das Urteil der Auswahlkommission.
"Karriere made in Jülich"
In einer Talkrunde mit Moderator Armin Himmelrath gaben Prof. Silke Biermann und Dr. Markus Boner, einst ebenfalls Doktoranden am Forschungszentrum, während der Feierstunde Einblicke in unterschiedliche Facetten einer "Karriere made in Jülich". Physikerin Biermann, früher Doktorandin in Jülich am ehemaligen Institut für Festkörperforschung, berichtete über ihre Arbeit an der renommierten École Polytechnique im Süden von Paris. Neben der Lehre erforscht sie die elektronischen Eigenschaften von Festkörpern. Das Forschungszentrum hat Biermann als "Ort großer wissenschaftlicher Freiheit" erlebt. "Ein sehr wichtiger Punkt ist, mit der Begeisterung auch Verantwortung für die eigene wissenschaftliche Themenwahl und Arbeit zu übernehmen", so ihr Rat an die Doktorandinnen und Doktoranden.
Dr. Markus Boner dagegen blieb in Jülich – aber nicht im Forschungszentrum. Der ehemalige Doktorand ist heute Geschäftsführer von Agroisolab, eine Ausgründung aus dem Forschungszentrum. Das weltweit erfolgreiche Unternehmen bietet Isotopenanalysen zur Qualitätskontrolle an. Anhand seines natürlichen „Fingerabdrucks" kann die Herkunft eines Produktes bestimmt und damit Etikettenschwindel aufgedeckt werden. Boner- studierter Lebensmittelchemiker, der über die Herkunftsbestimmung von Bio-Rindfleisch mithilfe stabiler Isotope promovierte – schilderte anschaulich, wie er den Wechsel aus dem Forschungszentrum in die freie Wirtschaft erfolgreich gestaltete: "Als Unternehmer muss man länger, stärker ziel- und kundenorientiert arbeiten. Der unternehmerische Erfolg befriedigt jedoch ungemein."