Düsseldorf: 4,3 Millionen Menschen in Nordrhein-Westfalen haben eine Einwanderungsbiografie, jeder vierte Einwohner. Das ist das Ergebnis der aktuellen Zuwanderungs- und Integrationsstatistik, die Integrationsminister Guntram Schneider in Düsseldorf vorgestellt hat. „NRW war und ist eine der wichtigsten europäischen Einwanderungsregionen und zwar nicht nur für die Hochqualifizierten, sondern auch für jene, die bei uns Schutz vor Verfolgung suchen“, sagte Schneider.
Positiv äußerte sich Schneider zu den Fortschritten bei Bildung und Qualifikation. „Viele Einwanderinnen und Einwanderer sind hervorragend qualifiziert. Jeder dritte hat die Fachhochschulreife oder sogar Hochschulreife. Das sind Fachkräfte, die unsere Wirtschaft braucht“, betonte der NRW-Integrationsminister. Mit 9,6 Prozent ist fast jeder zehnte Einwanderer als Selbstständiger tätig.
Die Zahlen im Detail: Am höchsten ist der Anteil der Menschen mit Migrationsgeschichte in Remscheid (38,5 Prozent) gefolgt von Düsseldorf (35,2 Prozent), Wuppertal (34,8 Prozent), Bielefeld (34,7 Prozent) und Köln (34,4 Prozent). Landesweit am niedrigsten fällt er im Kreis Coesfeld mit 9,8 Prozent aus.
Unter den Drei- bis Sechsjährigen liegt der Anteil von Kindern mit Einwanderungshintergrund landesweit bei 40 Prozent. In Ballungsgebieten wie Köln und weiten Teilen des Ruhrgebiets beträgt der Anteil von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund bei den unter 18-Jährigen um die 50 Prozent“, so der Landesminister.
Im Jahr 2013 wanderten insgesamt 240.600 Personen aus dem Ausland nach NRW, 159.300 verließen das Land wieder. Der Zuwanderungsüberschuss von 81.300 ist der höchste seit 1995. Zahlenmäßig stärkstes Herkunftsland war Polen mit 45.000 Zu- und 27.900 Fortzügen vor Rumänien mit 26.400 Zu- und 15.100 Fortzügen und Bulgarien mit 12.600 Zu- und 8.400 Fortzügen. Wie in den Vorjahren fiel auch 2013 die Wanderungsbilanz mit der Türkei negativ aus: 6.700 Zu- standen 9.800 Fortzüge gegenüber. Nicht nur aufgrund von Einbürgerungen, sondern auch wegen der Abwanderung sinkt die Zahl der türkischen Staatsangehörigen in NRW seit längerem kontinuierlich. Darunter fallen auch die mittlerweile ins Rentenalter gekommenen Einwanderer der ersten Generation, die in den 50er und 60er Jahren der letzten Jahrhunderts als sogenannte Gastarbeiter in die Bundesrepublik kamen und nun oft ihren Lebensabend im Heimatland verbringen.
Ein Schwerpunkt der Statistik ist die Integration von Personen aus Italien, Spanien, Portugal, Griechenland, Ex-Jugoslawien und der Türkei. Das sind rund 1,7 Millionen Menschen, also mehr als ein Drittel der Bevölkerung mit Migrationshintergrund in Nordrhein-Westfalen. Die meisten von ihnen sind Nachkommen der einstigen sogenannten Gastarbeitergeneration. Es sind aber auch Neuzuwanderer, die auf Grund der jüngsten Wirtschaftskrise in Südeuropa vor kurzem nach Deutschland eingewandert sind. Besonders weit fortgeschritten ist die Integration in den Arbeitsmarkt von Personen mit spanischem und portugiesischem Hintergrund. Sie haben mit 76,5 Prozent bzw. 73,0 Prozent eine Erwerbstätigenquote, die sogar höher ist als bei den Personen ohne Migrationshintergrund (72,7 Prozent).
Weitere Ergebnisse:
- Von den unter 18 Jahre alten Menschen in NRW haben 37 Prozent einen Migrationshinter-grund. Regional gibt es große Unterschiede. In vielen Städten liegt der Anteil bei mehr als 50 Prozent: In Solingen z.B. bei 52,8 Prozent, Bielefeld 52,5 Prozent, Remscheid 51,1 Prozent und Herne 50,3 Prozent.
- 20,9 Prozent der Schulabgänger mit ausländischem Pass und 49,5 Prozent derjenigen mit deutscher Staatsbürgerschaft (mit und ohne Einwanderungsgeschichte) erlangten 2013 die Hochschulreife. Gegenüber 2005 bedeutet dies einen Anstieg um 10,7 Prozentpunkte bei ausländischen Schulabgängern, allerdings war der Anstieg bei der entsprechenden deutschen Gruppe mit 21,7 Prozentpunkten mehr als doppelt so hoch – jeweils unter Berücksichtigung des doppelten Abiturjahrgangs.
- Von 2005 (18,9 Prozent) bis 2013 (9,7 Prozent) hat sich die Erwerbslosenquote von Personen mit Migrationshintergrund fast halbiert. Bei denjenigen ohne Migrationshintergrund sank sie von 8,2 Prozent auf 4,8 Prozent. Der Abstand zwischen beiden Gruppen ging von 10,7 auf 4,9 Prozentpunkte zurück – ein deutliches Zeichen für die besser werdende Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Migrationshintergrund.