Jülich: Ein Triumvirat der Fusionsforschung erhält in diesem Jahr den Minerva-Preis des Fördervereins Museum Jülich: Prof. Chevalier Paul Vandenplas, Prof. Marnix van der Wiel und Prof. Gerd Wolf wurden gestern Abend von Prof. Wolfgang Marquardt für Ihre Verdienste mit der Statuette der Schutzgöttin der Wissenschaften ausgezeichnet.
Der Vorstandsvorsitzende des Forschungszentrums und Vorsitzende des Fördervereins hob beim Festakt in der Schlosskapelle der Zitadelle eine besondere Qualität der drei Preisträger hervor – ihren Weitblick: "Wer sich wie Sie ein ganzes Leben lang der Fusion verschreibt, der hat ihn!"
Energie eines Tages in einem Kraftwerk so zu erzeugen wie die Sonne, in großen Mengen und sauber – um die Forschung für dieses Ziel voranzutreiben, gründeten die drei Preisträger 1996 das "Trilateral Euregio Cluster" (TEC). Sie vertraten in dem Cluster die Königliche Militärakademie in Brüssel, das damalige Institut für Plasmaphysik in Nieuwegein bei Utrecht und das damalige Jülicher Institut für Plasmaphysik. Die drei TEC-Partner bündelten ihre Forschungsarbeiten am Jülicher Fusionsexperiment TEXTOR. Die wissenschaftlichen Ergebnisse aus dieser Kooperation flossen später ein in internationale Großprojekte wie den im Bau befindlichen Kernfusionsreaktor ITER im französischen Cadarache und die Experimentieranlage Wendelstein 7-X in Greifswald.
Wolfgang Marquardt würdigte das Dreiländer-Cluster als erfolgreiches Modell einer wissenschaftlichen Zusammenarbeit innerhalb der Europäischen Union. Darüber hinaus sei TEC auch wegweisend für eine zukünftige Energieversorgung gewesen, in der Fusionskraftwerke einen festen Platz haben. "Die Energieversorgung von morgen wird auch solche Technologien brauchen, die uns heute noch nicht zur Verfügung stehen", sagte er. "TEC übernahm – nachbarschaftlich und grenzüberschreitend – eine Vorreiterrolle."
Auch Laudator Prof. Hardo Bruns betonte in seiner Festansprache die Bedeutung, die die Kernfusion in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts haben könnte. "Angesichts des Klimawandels und schwindender fossiler Ressourcen müssen andere Wege gefunden werden, die Energieerzeugung zu sichern", forderte der ehemalige Berater für Fusion in der Generaldirektion Forschung der EU-Kommission und Vorsitzender des Arbeitskreises Energie in der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Die Fusion könnte dabei helfen, Schwankungen in der Verfügbarkeit der Erneuerbaren Energien auszugleichen.
Der Minerva-Preis wurde vom damaligen Jülicher Vorstandsvorsitzenden Prof. Joachim Treusch aus der Taufe gehoben. „Namensgeberin“ ist eine kleine Statue der Göttin, die im Raum Jülich gefunden wurde. Der Förderverein zeichnet mit der Minerva seit 1994 alle zwei Jahre Menschen aus, die sich im Spannungsfeld von Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft der Stadt und Region Jülich besondere Verdienste erworben haben. In diesem Jahr wurde der Preis zum elften Mal verliehen. Zu den bisher Ausgezeichneten gehören der Jülicher Physiker Prof. Peter Grünberg, der 2007 den Nobelpreis erhielt, und der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar.