Düsseldorf: Unter dem Vorsitz von Integrationsminister Guntram Schneider das „dialog forum islam“ (dfi) zum dritten Mal in Düsseldorf zusammengetreten. Neben dem IS-Terror standen die in letzter Zeit angestiegenen Übergriffe auf Moscheen und die vielfachen Diskriminierungserfahrungen von Musliminnen und Muslimen im Mittelpunkt des Treffens. „Mit Sorge beobachte ich eine zunehmende Tendenz von Islamfeindlichkeit. Diese gefährdet den gesellschaftlichen Zusammenhalt", sagte Schneider.

„Islamfeindlichkeit begegnet uns tagtäglich. Nicht nur im persönlichen Umfeld, sondern auch in den Medien. Hier braucht es ein Umdenken in der Mehrheitsgesellschaft wie bei den Musliminnen und Muslimen. Wir wollen uns daher stärker einbringen und der Ablehnung des Islam ein positives, reales Bild des Islam in NRW entgegensetzen, indem wir unsere Gotteshäuser und Einrichtungen noch stärker öffnen und uns bei aktuellen Themen konstruktiv einbringen, zum Beispiel bei der momentanen akuten Flüchtlingshilfe", sagte Erol Pürlü, Sprecher des Koordinationsrates der Muslime.

Beispielhaft für die Öffnung der Moscheen sei der im September begangenen Aktionstag der Gemeinden gegen IS-Terror, Antisemitismus und Rassismus. Die NRW-Bürgerinnen und Bürger sollten von solchen Angeboten noch mehr Gebrauch machen, so der Minister. Schneider versicherte den Verbänden, dass man in NRW fest an ihrer Seite stehe. Er sagte ihnen Unterstützung bei ihrem Engagement in der Bildungs- und Dialogarbeit zu und regte eine gemeinsame Dialogtour von muslimischen Verbänden und Landesregierung zum Thema Islam durch die verschiedenen Regionen des Landes an.

Aus aktuellem Anlass war auch die Zuwanderung von Flüchtlingen ein zentrales Thema beim dfi. Die Unterstützung von Flüchtlingen wird als gemeinsame Aufgabe des Landes NRW und der Musliminnen und Muslime gesehen. Schon heute leisten viele Musliminnen und Muslime in Nordrhein-Westfalen einen wertvollen Beitrag zur Unterstützung und Begleitung von Flüchtlingen. Neben Einzelpersonen engagieren sich die islamischen Dachverbände, aber auch viele unabhängige islamische Gemeinden in der Flüchtlingshilfe. „Ein Großteil dieser Hilfe geschieht jedoch fernab der öffentlichen Aufmerksamkeit und Berichterstattung“, betonte Minister Schneider. „Dabei ist das ehrenamtliche Engagement der Musliminnen und Muslime für die Neuankömmlinge islamischen Glaubens von besonderer Bedeutung. Es trägt zu einer Willkommenskultur bei, in der sich auch Neuankömmlinge unterstützt und aufgehoben fühlen.“

Dazu Melek Yildiz, Sprecherin der Alevitischen Gemeinden in NRW: „Wir sind solidarisch mit allen Menschen, die Schutz und Unterstützung bei uns suchen, wie derzeit die Flüchtlinge aus dem Irak und Syrien. Wir gehen deshalb aktiv auf diese Flüchtlinge zu und heißen sie bei uns willkommen. Wir bieten ihnen Unterstützung an, die in vielfacher Hinsicht hilfreich sein kann für die Stabilisierung der Menschen. Denn wir kennen das kulturelle und sprachliche Umfeld ihrer Herkunftsländer." Wegen der hohen Bedeutung dieser Integrationsleistung will das Integrationsministerium die Kommunen bei einer stärkeren Zusammenarbeit mit den muslimischen und alevitischen Gemeinden unterstützen.

Einig war sich die Runde darin, dass Gewalt und Terror des sogenannten IS abzulehnen sind und der Terror des IS nicht zum Generalverdacht gegenüber dem Islam und den Musliminnen und Muslimen in NRW führen darf. „Ich begrüße außerordentlich, dass die nordrhein-westfälischen muslimischen Verbände hier ein klares Bekenntnis gegen jeglichen religiös begründeten Extremismus unter radikalen Muslimen abgegeben haben. Wir brauchen dringend eine differenzierte gesellschaftliche Debatte“, unterstrich Minister Schneider.

Das dialog forum islam (dfi) setzt sich aus Vertreterinnen und Vertretern der islamischen und alevitischen Verbände, der Landesregierung und unabhängigen Expertinnen und Experten zusammen. Im Frühjahr 2015 wird sich das nächste dfi-Plenum voraussichtlich mit dem Thema Bestattungswesen beschäftigen.