Offenbach: Eine stramme Westströmung und in ihr eingebettete Tiefausläufer sorgen bis einschließlich Samstag für nasses, mildes, vor allem aber auch sehr stürmisches Wetter. Aber wie stürmisch wird es denn jetzt genau?

Die sich nun einstellende Westwindwetterlage ist prädestiniert für ein verbreitet hohes Sturmpotenzial über Europa. Tiefdruckgebiete nisten sich dabei über dem Nordatlantik und Nordeuropa ein, während sich ein Hochdruckgebiet von den Azoren her über weite Teile des Mittelmeerraumes erstreckt. Dazwischen stellt sich eine Westströmung ein. Je größer das Luftdruckgefälle zwischen dem im Mittel vorherrschenden Tief im Norden und dem Hoch im Süden, desto größer ist das Sturmpotenzial.

Entscheidend dafür, ob es zu einem verbreiteten gefährlichen Sturm kommt oder nicht, ist allerdings nicht unbedingt der im Mittel vorherrschende Luftdruck in den jeweiligen Regionen bzw. die dazwischen vorherrschende Luftdruckdifferenz. Vielmehr sind es die mitunter in die Westströmung mitgeführten Randtiefs, die an ihren Südflanken nochmals eine kurzzeitige Verschärfung des Luftdruckgradienten herbeiführen. Diese Randtiefs sind im Gegensatz zu den großen, steuernden und eher "trägen" Zentraltiefs kleinräumigere und sich sehr schnell verlagernde Luftdruckgebilde. Da sich diese Randtiefs oft schwierig vorhersagen lassen und sie durchaus von entscheidender Bedeutung sein können, schenken wir Meteorologen ihnen besondere Aufmerksamkeit. Bereits am heutigen Donnerstag verschärft sich der Luftdruckgradient an der Südflanke eines Zentraltiefs namens "Christian", das sich mit seinem Kern zwischen Grönland und Island befindet. Am markantesten ist die Windentwicklung in der Mitte und im Süden Deutschlands, wo am Abend und in der Nacht zum Freitag stürmische Böen (Windstärke 8) bis ins Flachland auftreten können. In exponierten Lagen der Mittelgebirge sind orkanartige Böen (Windstärke 11) nicht auszuschließen.

Höhepunkt 1: Zum Freitagmorgen schwächt sich der Südwestwind zumindest in der Mitte und im Süden vorübergehend ab, um im weiteren Verlauf allgemein wieder deutlich zuzunehmen. Ursache dafür ist Randtief "Elon", das sich vom Nordatlantik her über Schottland nach Skandinavien verlagert und an seiner Südflanke den Luftdruckgradienten verschärft. Es sind dann verbreitet starke bis stürmische Böen (Windstärke 7 bis 8) zu erwarten, in Norddeutschland Sturmböen (Windstärke 9). Böen bis Stärke 11 (orkanartige Böen) treten auf den Inseln sowie in exponierten Hochlagen der Mittelgebirge und der Alpen auf.

Höhepunkt 2: Nach kurzfristiger Entspannung schwingen sich die Windgeschwindigkeiten im Verlaufe des Samstages zum finalen Höhepunkt auf. Ein sich noch weitaus intensiver entwickelndes Randtief "Felix" macht sich vom Nordatlantik her kommend auf dem Weg zur südnorwegischen Küste. Nach derzeitigem Stand erreicht das Tief einen minimalen Luftdruck von 945 bis 950 hPa. Es verwundert daher nicht, dass überall mit warnrelevanten Böen zwischen Windstärke 8 und 9 gerechnet werden muss. Auf den Bergen und an den Küsten weht Sturm der Stärke 11 bis 12 (Orkan). Mit Durchzug der Kaltfront von "Felix" am Nachmittag greifen die hohen Windgeschwindigkeiten auch weiter bis ins Norddeutsche Tiefland über. Besonders bei Schauern und Gewittern treten dort dann vorübergehend schwere Sturmböen (Windstärke 10) und einzelne orkanartige Böen (Windstärke 11) auf. Zum Sonntag flaut der Wind allmählich etwas ab. Die Westwetterlage und damit auch ein latentes Potenzial für weitere Stürme bleiben aber bis auf Weiteres erhalten.