Ritterhude: Zu einer folgenschweren Explosion kam es gestern Abend gegen 20:30 Uhr in der Kiepelbergstraße in Ritterhude. Bei der auf thermische Verwertung spezialisierten Firma Organo Fluid explodierte aus bislang unbekannter Ursache die Produktionsstätte.
Im Vorfeld der Explosion waren zwei Mitarbeiter der Firma mittels Pieperalarm zu einem möglichen Defekt aufgebrochen. Die Mitarbeiter trafen zeitversetzt an der Produktionsstätte ein. Während ein Mitarbeiter momentan noch vermisst wird, traf ein zweiter Mitarbeiter erst nach der Explosion und den ersten Kräften der Feuerwehr vor Ort ein. Zu dem 60-jährigen vermissten Mitarbeiter aus Osterholz-Scharmbeck wurde wiederholt vergeblich versucht telefonischen Kontakt aufzunehmen. Es ist zu vermuten, dass er sich zum Zeitpunkt der Explosion in der Produktionsstätte aufhielt, da sein Fahrzeug vor der Firma parkte. Bei der Brandbekämpfung waren bis zu 300 Feuerwehrkameradinnen und -kameraden verschiedener Freiwilliger Wehren aus dem Landkreis Osterholz und der Berufsfeuerwehr Bremen im Einsatz. Des Weiteren unterstützten das Deutsche Rote Kreuz und das Technische Hilfswerk bei den Maßnahmen vor Ort. Darüber hinaus sicherten etwa 50 Polizisten das Einsatzgebiet. Der Brand konnte gegen 0:30 Uhr unter Kontrolle gebracht werden. Während der Löscharbeiten konnte im hinteren Teil der Produktionsstätte eine männliche Person mit Verbrennungen dritten Grades geborgen werden. Der Mann wurde mit einem Rettungshubschrauber zur weiteren Behandlung in ein Krankenhaus geflogen. Ob es sich bei dem Schwerverletzten um den vermissten Mitarbeiter handelt, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gesichert gesagt werden. Darüber hinaus gab es lediglich einen weiteren nur leicht Verletzten zu verzeichnen. Dieser wurde zusammen mit 20 anderen unverletzten Personen im Hamme-Forum betreut. Durch die Explosion wurden im direkten Umfeld der Firma vielen Fensterscheiben zerstört und einige Häuser in ihrer Bausubstanz beschädigt. Da auf Grund der Dunkelheit zunächst keine abschließende Beurteilung der Statik der Häuser vorgenommen werden konnte, wurden die direkten Anwohner evakuiert. Im etwas entfernten Bereich wurden die Anwohner gebeten die Nacht bei Bekannten oder in - von der Gemeinde zur Verfügung gestellten - Unterkünften zu verbringen. Dies betraf nach ersten Schätzungen etwa 22 Hausbesitzer. Die beschädigten Häuser werden durch patrouillierende Polizeibeamte geschützt. Der Bankverkehr auf der Strecke Bremen - Bremerhaven ist zur Zeit bis auf weiteres unterbrochen, da durch die Detonation Gegenstände auf die Oberleitung geschleudert wurden und diese nun eine Gefahr für den Bahnverkehr darstellen. Da eine Absuche bei Dunkelheit die Gefahr des Übersehens einzelner Teile bedeutet, wird die Bahnstrecke voraussichtlich bis in die Morgenstunden gesperrt bleiben. Zu den Ursachen der Detonation, die auch noch im entfernten Bremen-Stuhr und in Delmenhorst zu hören war, kann derzeit noch nichts gesagt werden. Polizeibeamte der Technischen Ermittlungsgruppe Umwelt (TEGU) der Polizeidirektion Oldenburg werden sich nach Beendigung der Löscharbeiten einen groben Überblick verschaffen und die ersten Beweise sichern. Eine detaillierte Spurensuche kann erst erfolgen, wenn die Brandstätte soweit ausgekühlt ist, dass sich die Polizisten dort gefahrlos bewegen können.