Düren: Acht Ensemblemitglieder der Dürener Theatergruppe „Ernas Erben“ bilden eine Front gegen die neunte Darstellerin: Aufgeschlagene Zeitungen vor dem Gesicht rufen sie sich und dem Publikum laut anklagende und diffamierende Artikelzitate über Katharina Blum zu, werfen ihr verächtliche Blicke über die Schulter zu, grenzen sie allein durch ihre Körpersprache mehr und mehr aus.

Geprobt wird ein Stück, das „Ernas Erben“ ausgehend von Heinrich Bölls Romanerzählung „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ selbst entwickelt haben und „RufMord“ nennen. Das Ergebnis ihrer spannenden Theaterarbeit zeigen sie am Samstag, 29. November, Sonntag, 30. November, sowie am Freitag, 5. Dezember, im Rittersaal auf Schloss Burgau, jeweils um 20 Uhr. Karten: 6 Euro für Schülerinnen und Schüler, 12 Euro für Erwachsene an der Theaterkasse, theaterkasse@dueren.de, Tel.: 02421 25-1317 und an der Kulturtheke im Bürgerbüro, Tel.: 02421 25-2525


Der Vorschlag für das Thema „Katharina Blum“ kam im vergangenen Jahr von Monika Rothmaier-Szudy, künstlerische Leiterin Theater im Haus der Stadt, und wurde von den jungen Amateurschauspielern „Ernas Erben“ und ihrer Leiterin, Theaterpädagogin Marion Kaeseler, gerne aufgegriffen. In die Böll-Geschichte von Katharina Blum, die zum Opfer der Presse wird, haben sie eigene Erfahrungen mit Ausgrenzungen und Diffamierungen eingebracht, beziehen brandaktuelle Phänomene, wie das Thema Shitstorm, mit ein und setzen sie eindrucksvoll mit viel Spielfreude in Szene.
Die Darsteller Eva Knaup, Mira Christoffels, Caspar Gottschalk, Magdalena Gaevert, Simon Meirenke, Robin Natus, Tom Schiffer, Daniel Peil und Julia Eder sind während der Proben, mit denen sie im Februar 2014 begonnen haben, und während intensiver Ferienworkshops spürbar zu einem Team zusammengewachsen.
Um Vorurteile, Ausgrenzung, Vorverurteilung, Mobbing  und Rufmord geht es in diesem Stück, dem „Ernas Erben“ zunächst den Arbeitstitel „Shitstorm“ gaben und das jetzt „RufMord“ heißt. Die Darstellerinnen und Darsteller kommen aus Schulen quer durch Düren und Umgebung, vom Gymnasium am Wirteltor über das Dürener Berufskolleg bis zum Kreuzauer Gymnasium, und auch ein Student und ein Wirtschaftsgymnasiast aus Köln sind mit dabei. Den Weg zu „Ernas Erben“ haben sie angeregt durch Workshops von Marion Kaeseler in Schulen gefunden oder durch Mundpropaganda untereinander.
Unterstützt wird das Projekt von der Erna-Schiefenbusch-Gesellschaft. „Über das Spiel kommen die jungen Leute ins Theater“, sagt Vorsitzender Peter Baur. Otto Böhr von der Fotografischen Gesellschaft Düren begleitet und dokumentiert das Projekt ehrenamtlich als Fotograf.


Lampenfieber haben acht von neun Ensemble-Mitgliedern, wenn sie an die Premiere am Samstag, dem 29. November, denken. Vielleicht sollten wir anschließend eine Diskussion mit dem Publikum  anbieten“, schlägt Marion Kaeseler vor. Zu diskutieren gibt es sicher viel, denn die Bühnenfassung „RufMord“ von „Ernas Erben“ ist beklemmend aktuell, durch die eingebrachten Erfahrungen der Ensemble-Mitglieder sehr authentisch und bewegend, aber durchaus auch mit Sinn für Situationskomik.