Aachen: Die Polizei hat gestern in einer filmreifen Vorstellung zwei Autodiebe festgenommen. Zwei 27 und 37 Jahre alte Männer werden heute dem Haftrichter vorgeführt. Der entscheidet zunächst einmal, ob sie in Untersuchungshaft gehen.

Der Fall, der dem Richter dann in der Anhörung vorgetragen wird, könnte aus einem Krimi stammen. Ist er aber nicht. Sondern Realität. Beiden Männern wird vorgeworfen, in der Nacht von Sonntag auf Montag in Aachen-Brand in ein kombiniertes Wohn- und Geschäftshaus eingebrochen zu sein. Während die Bewohner schliefen, knackten sie die Eingangstüre und entwendeten aus dem Wohnraum die Schlüssel von drei Lieferwagen. Dazu klauten sie noch Bargeld. Die drei Lieferwagen transportierten sie dann in der Nacht nach und nach unbemerkt ab.

Am Montagmorgen bemerkte die Familie den Einbruch und den Diebstahl. Besonders hart traf sie, dass einer der Wagen eine besondere Ausstattung hatte. Aufgrund der Behinderung eines Kindes hatten die Eheleute das Fahrzeug seinerzeit entsprechend behindertengerecht aufrüsten lassen. Sie riefen die Polizei und erstatteten Anzeige. Die Beamten nahmen alles auf, sicherten Spuren und alles nahm seinen Lauf.

Wie so oft, wenn keine noch so winzigen Hinweise auf die Täter vorhanden sind, spielt Kommissar Zufall eine wichtige Rolle. Dieses Mal sogar eine solch entscheidende, dass sich der Kommissar gar eine Beförderung verdient hätte. Am Montag, da nun ohne Auto, setzte sich die Ehefrau in einen Linienbus und fuhr in die Innenstadt. Und während sie immer noch haderte mit dem, was ihnen in der Nacht widerfahren war, traute sie ihren Augen nicht. Am Elisenbrunnen sah sie IHR Auto, den für ihr Kind umgebauten Lieferwagen. Zwar prangten jetzt niederländische Kennzeichen vorne und hinten, aber es war eindeutig ihr Auto. Zwei Männer sah sie, die mit IHREM Auto fuhren. Sofort schnappte sie sich ihr Handy und rief die Polizei. Noch während der Bus anhielt, sprang sie hinaus und winkte wild gestikulierend den Beamten zu, die nicht weit entfernt mit ihrem Streifenwagen standen. Die schalteten schnell, riefen Unterstützung herbei und nahmen die Verfolgung auf.

Am Templergraben war der Lieferwagen eingeholt, dort sollte er angehalten werden. Dessen Fahrer bremste aber voll ab, wendete und beschädigte dabei zwei wartende Autos. Ihm gelang die Flucht durch die belebte Innenstadt. Die Polizei brach die Verfolgung darauf hin ab, um Unbeteiligte nicht zu gefährden. Es gab aber auch noch einen Plan "b". Der sah vor, mit Abstand unbemerkt dran zu bleiben und an einer ungefährlichen Stelle zuzupacken. Das gelang dann etwa 20 Minuten später auf der Jülicher Straße. Besagter Lieferwagen "klebte" dort an einer Hauswand, der Motor lief noch. Die Männer waren indes geflüchtet. Allerdings nicht weit. Da starke Polizeikräfte schnell vor Ort waren, gelang es, die zwei Männer nicht weit entfernt festzunehmen. Sie leisteten keinerlei Widerstand. Beide sind bei der Polizei aktenkundig. Einschlägig. Wegen gleicher Delikte. Sie stammen beide aus Herzogenrath. Unmittelbar danach durchsuchten die Fahnder die Wohnungen der beiden. Völlig unterwohnt die Unterkünfte. Durch dort gefundene Sachen und Ermittlungen konnten die in der Nacht gestohlenen Lieferwagen in Kohlscheid aufgefunden und sichergestellt werden. Darüber hinaus stießen die Fahnder noch auf drei gestohlene Anhänger, die auf der Straße standen. Ihr Inhalt: Diebesgut. Wahrscheinlich stammt es aus einer Reihe von Einbrüchen. Alles wurde sichergestellt. Die Festgenommenen selber sind sehr schmallippig. Wie gesagt, heute werden sie dem Haftrichter vorgeführt.