Weisweiler: 100 Jahre ist es her, als für den Kraftwerksstandort Weisweiler der Startschuss fiel: Südlich der heutigen A4 nahm die Braunkohlen-Industrie AG (BIAG) „Zukunft“ kurz nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 das gleichnamige Braunkohlenkraftwerk in Betrieb – mit zunächst 12 Megawatt (MW).

In den kommenden zehn Jahrzehnten entwickelte sich Weisweiler aufgrund des wachsenden Strombedarfs zu einem leistungsstarken Kraftwerksstandort mit heute 1.800 MW für eine zuverlässige Stromversorgung von Industrie und Haushalten. Zu diesem Anlass kamen heute Hans-Josef Hilsenbeck, 1. stellvertretender Städteregionsrat Aachen, Rudolf Bertram, Bürgermeister der Stadt Eschweiler, RWE Power Vorstandsvorsitzender Matthias Hartung, Kraftwerksleiter Gerhard Hofmann und Michael Lehmann, Betriebsratsvorsitzender des Kraftwerk Weisweilers, zu einer offiziellen Feierstunde mit Gästen aus regionaler Politik, Wirtschaft und Verbänden zusammen.

„Nach wie vor sind Kraftwerke wie hier in Weisweiler Garanten der Versorgungssicherheit“, unterstrich Matthias Hartung die Rolle der Braunkohle. Die Anlagen sind immer da, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. Hartung weiter: „Wir brauchen ein neues Marktdesign, das das Miteinander der Energieträger auskömmlich organisiert. Denn Leistung – und das ist das Vorhalten von Kraftwerkskapazitäten 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr – muss vernünftig honoriert werden“. Dabei hält RWE das vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und vom Verband der kommunalen Unternehmen (VKU) entwickelte Modell des „Dezentralen Leistungsmarkts“ für am besten geeignet, Versorgungssicherheit auf höchstem Niveau kostengünstig zu gewährleisten.

„Keine andere Branche hat unser Land und unser Leben in den vergangenen 100 Jahren so stark geprägt wie die Energiewirtschaft. Wir müssen die Chancen noch besser nutzen, die sich durch den andauernden Strukturwandel ergeben und eine vernünftige Balance von erneuerbarem und konventionell erzeugtem Strom finden,“ erläuterte Hans-Josef Hilsenbeck. Bürgermeister Rudolf Bertram betonte den engen Bezug der Stadt zum Standort: „Die Braunkohle und das Kraftwerk Weisweiler haben Eschweiler und die hier lebenden Menschen in den vergangenen 100 Jahren sehr geprägt“.

Am Standort sind rund 500 Mitarbeiter beschäftigt, die von 300 Fachkollegen aus Partnerfirmen unterstützt werden. Hinzu kommen gut 800 Beschäftigte im benachbarten Tagebau Inden sowie knapp 200 junge Menschen im Ausbildungszentrum Weisweiler. Die Braunkohle ist auch in schwierigen Zeiten ein Wirtschaftsmotor für die Region. Betriebsratsvorsitzender Michael Lehmann: „Auch die modernste Technik funktioniert nur mit einer top ausgebildeten, engagierten und flexiblen Kraftwerksmannschaft. Die haben wir hier in Weisweiler. Das zeigt sich gerade jetzt in der aktuell so angespannten wirtschaftlichen Lage in der Energieerzeugung.“

Ein Blick in die Annalen des Standorts lohnt: Das Kraftwerk „Zukunft“ wurde im Laufe der Jahre mit zusätzlichen Maschinensätzen erweitert. Das überforderte die Finanzkraft der kommunalen Aktionäre. Ende 1925 ging die Mehrheit der Aktien zunächst an den preußischen Staat über, der sie 1927 dann an RWE weitergab. 1937 wurde der 168 Meter hohe Kraftwerksschornstein gebaut und damit der „lange Heinrich“ zum Wahrzeichen Weisweilers. Im Juni 1978 wurde der Schornstein gesprengt.

Am heutigen Kraftwerksstandort nördlich der A4 produzierten 1955 zwei 100 MW-Blöcke und der erste 150 MW-Block Strom und trugen dazu bei, den gewaltigen Energiehunger des deutschen Wirtschaftswunders zu stillen. Die Inbetriebnahme erfolgte durch den damaligen Wirtschaftsminister Ludwig Erhard. Neben den jeweils zweimal 100 MW und zweimal 150 MW-Blöcken wurden bis 1975 zwei 300 und zwei 600 MW-Blöcke errichtet. Mittlerweile ist das Altkraftwerk „Zukunft“ abgerissen und die zwei 100 MW-Blöcke sowie die beiden 150 MW-Blöcke des Kraftwerks Weisweiler sind stillgelegt.

„Unsere Kraftwerksleistung reicht aus, um den Strombedarf von mehr als vier Millionen Haushalten zu sichern. Durch kontinuierliche Modernisierungsmaßnahmen und mit einer tollen Mannschaft haben wir unsere Blöcke den Anforderungen des Marktes angepasst, so dass sie heute sehr schnell und flexibel auf die Schwankungen der erneuerbaren Energien reagieren können. Als echte Partner der Energiewende,“ erklärte Gerhard Hofmann bei der Geburtstagsfeier seines Kraftwerks.