Düsseldorf: Das Getreide, das vor dem Beginn des schlechten Wetters geerntet wurde, bescherte den Landwirten in NRW sehr gute Erträge. Starke Regenfälle und Gewitterstürme führten aber im Verlauf der Ernte zu extremen Verzögerungen und erheblichen Ertrags- und Qualitätseinbußen,

teilt die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen mit. Der Flächenertrag bei Getreide stieg vorläufig um 2,3 Prozent auf 8,5 Tonnen je Hektar. Damit werden der  vom Landesbetrieb Information und Technik NRW in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer ermittelte sechsjährige Durchschnitt von 2008 bis 2013 um 0,8 Tonnen je Hektar oder zehn Prozent und das Spitzenergebnis des Vorjahres um fast 0,2 Tonnen je Hektar überschritten.
 
Bei dem Ergebnis ist jedoch der hohe Anteil an Wintergetreide zu berücksichtigen, dessen Ertrag im Durchschnitt höher liegt. Welchen Einfluss das ungünstige Erntewetter der vergangenen Wochen auf den endgültigen Ertrag hat, bleibt abzuwarten. Immerhin standen Ende August noch etwa 12 Prozent auf dem Halm, vorwiegend Weizen und Hafer.
 
Der milde Winter ermöglichte dem Wintergetreide eine sehr gute Entwicklung. Das Erntejahr 2014 ist ausgehend vom vorläufigen Getreideertrag insgesamt ein Spitzenjahr, allerdings vom Ernteverlauf für viele Betriebe eine Katastrophe. Die Getreideernte begann mit Ende Juni sehr früh, geriet aber wegen regional ergiebiger Niederschläge immer wieder ins Stocken. Getreide konnte vielerorts nicht zum optimalen Zeitpunkt gedroschen werden, weil die Böden zu nass waren. Außerdem sorgte die Feuchtigkeit der Ähren dafür, dass die Backqualität des Getreides immer schlechter wurde, viele Partien sind nur noch als Futtergetreide zu vermarkten. Da hatten die Landwirte Glück, deren Weizen vor dem schlechten Wetter reif war.
 
Winterweizen, die wichtigste Getreideart auf nordrhein-westfälischen Äckern, wuchs auf knapp 282 000 Hektar. Der Ertrag stieg gegenüber dem Vorjahr noch einmal um 0,5 Prozent auf 9,2 Tonnen je Hektar und erreicht damit fast das bisherige Spitzenergebnis aus 2001 mit 9,3 Tonnen. Der sechsjährige Durchschnitt wurde um fast acht Prozent übertroffen. Die auf 139 000 Hektar angebaute Wintergerste brachte knapp 7,9 Tonnen je Hektar, 2,3 Prozent mehr als im bereits sehr guten Vorjahr und damit einen neuen Spitzenertrag.
 
Der Ertrag von Triticale, einer Kreuzung aus Weizen und Roggen, die als Futtergetreide verwendet wird, kletterte um mehr als zehn Prozent auf mehr als acht Tonnen. Damit hat die Triticale ihren Spitzenertrag aus 2001 um 0,45 Tonnen je Hektar überboten, und der sechsjährige Durchschnitt wurde um mehr als 20 Prozent überschritten. Das ertragreiche Futtergetreide hat insbesondere in den Veredelungsregionen Westfalens an Bedeutung gewonnen.
 
Der Roggen, der auf etwa 18 000 Hektar steht, erreicht einen stattlichen Ertrag von fast 7,4 Tonnen je Hektar. Bei einer Zuwachsrate von 3,5 Prozent oder 0,25 Tonnen je Hektar weist er nach Triticale die zweithöchste Ertragssteigerung gegenüber dem Vorjahr auf. Das Spitzenergebnis von 2012 mit knapp 7,6 Tonnen je Hektar erreicht er zwar nicht ganz, jedoch wird der sechsjährige Durchschnitt von 6,6 Tonnen je Hektar um 11,7 Prozent überboten.
 
Beim Hafer geht das vorläufige Ergebnis von knapp 5,8 Tonnen je Hektar als guter Ertrag in die Statistik ein. Zwar wurde das Ergebnis aus 2013 um fünf Prozent verfehlt, jedoch der sechsjährige Durchschnitt um zehn Prozent überschritten. Allerdings entscheiden sich immer weniger Landwirte für den Anbau; lediglich 7 200 Hektar wurden noch in NRW geerntet, ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr um fast 13 Prozent.
 
Durch gute Aussaatbedingungen und eine gute Entwicklung über die Wintermonate werden mit 4,5 Tonnen je Hektar gute Erträge beim Raps erzielt. Dennoch führten auch hier erhebliche Regenschauer oftmals zu starken Lagerschäden, wodurch die Ernte erschwert wird. Es wird mit einer Anbaufläche von knapp 69 000 Hektar Winterraps gerechnet; das entspricht etwa der Fläche des Vorjahres.
 
Nach termingerechter Bestellung beim Mais sind in vereinzelten Lagen Probleme mit Staunässe zu beobachten. Insgesamt betrachtet ist eine sehr gute Entwicklung der Bestände bei ausreichender Wasserversorgung vorhanden, sodass die Aussichten beim Mais gut sind. In Verbindung mit unbefriedigenden Erzeugerpreisen liegen bei den Frühkartoffeln normale bis leicht überdurchschnittliche Erträge vor. Bei mittelfrühen und späten Kartoffeln gehen die Experten von überdurchschnittlichen Erträgen mit einem hohen Anteil extra großer Kartoffeln mit geringerem Stärkegehalt aus. Erste Proberodungen bei den Zuckerrüben deuten auf einen vielversprechenden Spitzenertrag hin. Allerdings wird ein etwas niedrigerer Zuckergehalt als im Vorjahr erwartet.