Köln/Gelsenkirchen: Mit neuen und komfortableren Fahrzeugen wird die S-Bahn im Rheinland in den nächsten Jahren fit für die Zukunft gemacht. Nun haben die Projektpartner mit der Unterzeichnung des Herstellervertrags und mit der Präsentation einer frischen Marke das neue S-Bahn-Zeitalter offiziell eingeläutet. Als go.Rheinland-Geschäftsführer Marcel Winter, VRR-Vorstandssprecher Oliver Wittke und Tim Dawidowsky, Präsident der Region DACH bei Alstom, ihre Unterschriften leisteten, war auch Oliver Krischer mit dabei. „Ein solches Mobilitätsprojekt sieht Nordrhein-Westfalen nicht alle Tage. Ich danke allen Beteiligten für ihr Mitwirken an diesem Zukunftsprojekt. Es wird mithelfen, den Nahverkehr an Rhein und Ruhr auf ein neues Level zu heben“, so der Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen.
Diese Vorteile bringen die neuen Fahrzeuge
„Wir können den Einsatz unserer neuen Fahrzeuge kaum erwarten“, freut sich Marcel Winter. „Sie werden im S-Bahn-Segment neue Maßstäbe setzen. Die Fahrzeuge mit ihrem flexibel gestaltbaren Innenraum können je nach Einsatzzweck variabel angepasst werden. Viele Stehplätze bei Großereignissen wie Karneval, aber auch mehr Komfort mit vielen Sitzplätzen für Pendelnde. Dazu gibt es Rollstuhlplätze sowie großzügigen Raum für Fahrräder oder Kinderwagen. Je nachdem, auf welcher Linie sie eingesetzt werden, können die Fahrzeuge also flexibel auf die Bedürfnisse der Reisenden angepasst werden.“
Oliver Wittke ergänzt weitere Vorteile: „Mit dem Einsatz der neuen S-Bahn-Fahrzeuge profitieren die Fahrgäste zudem von Kundeninformation der neusten Generation, freiem WLAN, einem verbesserten Mobilfunkempfang und Toiletten in den Zügen. Gemeinsam ist es go.Rheinland und VRR gelungen, in Alstom einen Fahrzeughersteller zu finden, der instandhaltungsfreundliche und energieeffiziente Fahrzeuge konstruiert.“
Tim Dawidowsky sagt: „Wir sind stolz, dass wir uns im europaweiten Vergabeverfahren für dieses Meilensteinprojekt durchsetzen konnten. Mit den neuen Fahrzeugen für das Rheinland wird Alstom eine der modernsten S-Bahn-Flotten in Deutschland liefern, die den öffentlichen Nahverkehr in der Region auf Jahrzehnte prägen wird. Die Fahrgäste können sich schon heute auf innovative und komfortable Züge mit einem starken Fokus auf die Barrierefreiheit freuen.“
Im Durchschnitt verbringt ein Fahrgast etwa 25 Minuten pro Fahrt in der S-Bahn hier in der Region. Dahinter verbergen sich aber gleichermaßen kurze Fahrten in der Innenstadt und lange Reisen von bis zu einer Stunde Dauer in den ländlichen Raum. Diesen breitgefächerten Anforderungen müssen die neuen 150 bzw. 170 Meter langen Züge gerecht werden. Ein Mix aus Modulen, die im Zug angeboten werden, soll die optimale Schnittmenge und die bestmögliche Flexibilität bringen:
- Flexmodul (Vis-à-vis-Sitze, die bei Bedarf umgeschwenkt oder eingefahren werden können)
- Vis-à-vis-Sitzmodul
- Mehrzweck-Modul mit Klappsitzen
- Rollstuhl-Modul mit Klappsitzen
- Komfortstehplatz-Modul
Grundvoraussetzung für einen stabilen Betrieb sind zügige Fahrgastwechsel. Hierauf wird Alstom bei der Finalisierung der Fahrzeugarchitektur und insbesondere der Gestaltung der Türbereiche achten. Ein absolutes Novum der neuen S-Bahn-Züge ist ein WC in jedem Endwagen: Keine andere S-Bahn mit hochflurigen Fahrzeugen in Deutschland verfügt bisher über WCs.
Darüber hinaus sollen neben WLAN-Routern und Steckdosen zahlreiche Innovationen im Zug den Reisekomfort der Fahrgäste deutlich verbessern:
- leistungsfähige Klimaanlage mit umweltfreundlichem Kältemittel für Außentemperaturen von -25 bis zu 45°C
- Mehrzweckbereich an jedem Einstieg des Zuges mit großzügiger Stellfläche für Kinderwagen und Fahrräder
- Rollstuhlbereiche jeweils in den Endwagen
- Spaltüberbrückung für einen niveaugleichen Einstieg an den jeweils ersten und letzten beiden Einstiegen des Zuges
- digitale Höranlage über Bluetooth für Hörgeschädigte
- mobilfunkdurchlässige Außenscheiben
Frische Marke für einen starken Nahverkehr
Das neue Zeitalter für die S-Bahn wird bereits vor dem Einsatz der neuen Alstom-Züge nach und nach erkennbar. go.Rheinland und VRR haben hierfür die Marke „S-Bahn Rheinland“ gestartet, die die Marke „S-Bahn Köln“ ablöst. „Wir denken die Mobilität der Menschen im Rheinland gesamthaft. Das soll sich auch in der Marke widerspiegeln“, betont Marcel Winter. Oliver Wittke fügt hinzu: „Das S-Bahn-Rheinland-Logo werden die Menschen aufgrund des gewohnten Grüns und der modernen Anmutung direkt wiedererkennen. Es verleiht unseren Bestrebungen nach einer zukunftsfähigen und modernen Mobilität Ausdruck. Mit der S-Bahn Rheinland stärken wir den Nahverkehr zwischen ländlichem Raum und städtischen Zentren und erleichtern den Umstieg auf klimafreundliche Verkehrsmittel.“
Hintergrund zum Zukunftsprojekt
go.Rheinland und VRR hatten im Sommer nach einem europaweiten Vergabeverfahren entschieden, dass Alstom insgesamt bis zu 90 Neufahrzeuge für die S-Bahn Rheinland bauen wird. Alstom hat in einem mehrstufigen Verfahren das wirtschaftlichste Angebot abgegeben und ist während der über 30-jährigen Laufzeit auch für die Wartung und die Sicherstellung der täglichen Verfügbarkeit verantwortlich. Dieser Auftrag im einstelligen Milliardenbereich wird das Gesicht des SPNV in der Region maßgeblich verändern. Finanziert wird das Zukunftsprojekt mit Mitteln der Europäischen Investitionsbank (EIB), der NRW.BANK, der KfW IPEX-Bank sowie der BayernLB. Eigentümer der neuen S-Bahn-Fahrzeuge werden go.Rheinland und VRR bzw. deren Eigenbetriebe sein, welche die Fahrzeuge – wie beim NRW-RRX-Modell – den Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) zur Verfügung stellen.
Die ersten neuen S-Bahnen sollen ab Mitte 2029 in einem Probebetrieb auf die Strecken im Rheinland und im Ruhrgebiet gehen. Bis Dezember 2032 wird die DB Regio AG die Züge des S-Bahn-Netzes betreiben. Für die Zeit danach wird ein neues Vergabeverfahren zur Erbringung der Betriebsleistungen mit den neuen modernen Zügen vorbereitet. Ziel ist, alle Neufahrzeuge sukzessive bis zum Fahrplanjahr 2033 auf die Schienen zu bringen. Das Netz der S-Bahn Rheinland umfasst die Linien S 6 von Essen über Düsseldorf bis Köln-Worringen, die (zukünftige) Linie S 10 von Köln-Nippes bis Köln-Dellbrück, die Linie S 11 von Düsseldorf Flughafen über Köln bis Bergisch Gladbach, die Linie S 12 von Horrem/Sindorf bis Au (Sieg), die (zukünftige) Linie S 13 von Troisdorf bis Bonn-Oberkassel, die Linie S 19 von Aachen/Düren bis Au (Sieg), die (zukünftige) Linie S 38 (vormals RB 38) von Bedburg über Horrem nach Köln Messe/Deutz sowie die Linie S 68 von Langenfeld über Düsseldorf nach Wuppertal-Vohwinkel. Für das Fahrplanjahr 2032 sind rund 14,2 Millionen Zugkilometer im Netz der S-Bahn-Linien vorgesehen. Perspektivisch wird mit 20,1 Millionen Zugkilometern pro Jahr geplant. Dafür muss aber an diversen Stellen im Bahnknoten Köln noch die Infrastruktur fertiggestellt werden.