Düsseldorf: Mit dem Preis für Zivilcourage hat Innenminister Ralf Jäger heute neun Bürgerinnen und Bürger in Düsseldorf ausgezeichnet. "Es ist wichtig im Kampf gegen Kriminalität Zivilcourage zu zeigen und Verantwortung zu übernehmen", sagte Jäger. Dieses vorbildliche Verhalten zeichnet die Preisträger besonders aus. "Es gehört Mut dazu, anderen in Notsituationen zu helfen, da man selbst verletzt oder angegriffen werden könnte", betonte der Minister. Er warnte jedoch auch vor Selbstüberschätzung bei der Hilfeleistung. "Niemand sollte sein eigenes Leben riskieren. Rufen Sie in jedem Fall die Polizei oder andere Personen hinzu."

Jörg Burger (45 Jahre) und seine Ehefrau Iris (47 Jahre) werden zusammen mit Benjamin Baschab (33 Jahre) und Steffen Ruppert (32 Jahre) für ihr couragiertes Verhalten in Bonn geehrt. Alle vier haben im Juni letzten Jahres dazu beigetragen, dass zwei Einbrecher gestellt und identifiziert wurden. Durch das Klirren einer Scheibe wird zunächst das Ehepaar auf die Täter aufmerksam. Während der Mann die unbekannten Personen am Nachbarhaus anspricht, bittet seine Frau die Nachbarn, die Polizei zu rufen. Benjamin Baschab kommt als unbeteiligter Radfahrer zu der Situation hinzu. Mit seinem Smartphone filmt er die Einbrecher und verfolgt sie mit seinem Fahrrad auf ihrer Flucht. Steffen Ruppert nimmt ebenfalls die Spur der Täter mit dem Zweirad auf. Als einer der Einbrecher an einer Bushaltestelle stehen bleibt, informiert Ruppert die Polizei. Der Verdächtige wird noch an Ort und Stelle festgenommen. Durch das Videomaterial von Herrn Baschab wird der Komplize identifiziert. "Das gemeinsame Handeln aller Beteiligten war so vorbildlich, dass es kaum vorstellbar ist, dass sie spontan reagiert haben. Sie wirkten wie ein eingespieltes Team", stellte Jäger fest.

In Hagen hat die Taxifahrerin Ines Oettinghaus (54 Jahre) im Juli letzten Jahres besonders aufmerksam reagiert. Ihr 82-jähriger Fahrgast bat die Fahrerin, sie zu einer Bank zu fahren. Die Seniorin ist Frau Oettinghaus persönlich bekannt. Sie schildert ihr von einem Anruf ihrer vermeintlichen Nichte, die in Geldnöten sei und ihre Tante darum gebeten habe, Geld für sie bei der Bank abzuholen. Die Taxifahrerin zweifelt an der Geschichte und warnt die Frau vor einem möglichen "Enkeltrick". Nachdem die Seniorin dennoch mehrere tausend Euro von ihrem Konto abgehoben hatte, bleibt die Taxifahrerin beharrlich und schlägt der 82-Jährigen vor, sie zu ihrer Nichte zu fahren. Dort angekommen stellte sich heraus, dass es sich bei der Anruferin nicht um die Verwandte gehandelt hatte. Frau Oetting-haus fährt anschließend zur Wohnanschrift der 82-Jährigen. Dort fällt ihr eine Unbekannte auf, die mit ihrem Handy telefonierend vor dem Haus auf und ab läuft. Daraufhin informiert die Taxifahrerin die Polizei. Die Täterin wird festgenommen. Frau Oettinghaus hat ihren Fahrgast somit vor einem großen finanziellen Schaden bewahrt.

In Lemgo hat Stefan Fischer (29) im Mai 2013 beherzt eingegriffen und versucht, eine 21-jährige Frau vor schwereren gesundheitlichen Schäden zu bewahren. Der 29-Jährige wurde auf die Hilfeschreie der im Auto sitzenden Frau aufmerksam. Daraufhin sieht er, wie der Täter (54) sich in den Pkw der 21-Jährigen beugt und diese angreift. Ohne zu zögern bittet der Zeuge weitere umstehende Personen um Hilfe. Zusammen ziehen die Helfer den Täter aus dem Fahrzeug und halten ihn bis zum Eintreffen der hinzugerufenen Beamten fest. Der 54-Jährige hatte die junge Frau bereits mehrfach an ihrer Arbeitsstelle aufgesucht und ihr aufgelauert. Diese hatte schon eine gerichtliche Verfügung gegen den Mann erwirkt, dass er sich ihr nicht nähern darf. Als die 21-Jährige an diesem Abend versucht, aus dem Auto heraus den Täter zu fotografieren, um den Verstoß zu dokumentieren, schlägt dieser die Fensterscheibe ein und sticht ihr mehrfach ins Auge. Daraufhin kommen die Zeugen hinzu und ziehen den Angreifer aus dem Auto. Er wird später in eine psychiatrische Klinik eingewiesen.

Geistesgegenwärtig hat im Oktober 2012 eine Rettungswagenbesatzung in Köln reagiert und zur Festnahme von zwei Trickdieben verholfen. Einen 86-Jährigen haben sie vor dem Verlust von mehreren hundert Euro bewahrt. Was war geschehen: Der Senior war gerade aus seinem Auto ausgestiegen. Einer der Täter kam auf ihn zu und fragte ihn, ob er Geld wechseln könne. Als der 86-Jährige seine Geldbörse öffnete, entreißt der Dieb mehrere hundert Euro und rennt weg. Sein Komplize folgt dem Mittäter in einem Auto. Zwei Rettungssanitäter (37, 43) hören die Hilfeschreie des Mannes. Sie waren gerade zufällig mit dem Rettungswagen am Tatort vorbeigefahren. Der 37-Jährige springt aus dem Fahrzeug und ergreift den Täter mit dem gestohlenen Geld. Der 43-Jährige fährt geistesgegenwärtig mit dem Rettungswagen vor das Fluchtauto, so dass der Mittäter anhalten muss. Beide Trickdiebe werden an die Polizei übergeben.

Im März 2013 schlägt Heidi Krüger (65) in Bochum mit einem Regenschirm zwei Räuber in die Flucht. Dadurch hat sie eine 84-Jährige vor weiterem Schaden bewahrt. Die Seniorin war gerade vom Supermarkt aus auf dem Heimweg, als sie von den Räubern angegriffen wurde. Einer der Männer drückt sie zu Boden und hält ihr den Mund und die Augen zu. Der andere entwendet aus ihrer Manteltasche Bargeld. Heidi Krüger wurde auf die Situation aufmerksam und eilt sofort hinzu. Dabei schlägt sie mit ihrem Regenschirm die Täter in die Flucht. Daraufhin flüchteten die Männer in unbekannte Richtung. "Auch wenn in diesem Fall die Täter nicht identifiziert werden konnten, hat Frau Krüger mit ihrem tapferen Einschreiten verhindert, dass die Seniorin weiteren Schaden erleidet", sagte der Innenminister.

Die Preisträger wurden durch eine Jury aus Vertretern des Innenministeriums, des Landeskriminalamtes, des Justizministeriums, der Staatskanzlei und der Opferschutzorganisation "Weißer Ring" ausgewählt.