Düren: Wie die Nachwelt Karl den Großen sieht", war das Thema des Vortrags, den Professor Max Kerner von der RWTH Aachen auf Einladung des Kulturbetriebes der Stadt Düren und des Dürener Geschichtsvereins im Haus der Stadt vor einem interessierten Publikum hielt.

"Es lohnt sich angesichts des Referenten auf jeden Fall", hatte Bürgermeister Paul Larue bei der Begrüßung des Kaiser-Karl-Experten dem Publikum versichert und damit nicht zu viel versprochen. "Karl der Große gehört nicht nur den Aachenern, sondern ein bisschen auch den Dürenern. Die Keimzelle der Stadt, der fränkische Königshof, verweist auf die Vorfahren Karls und auf ihn selbst", begründete Paul Larue die Wahl des Vortragsthemas im Dürener Haus der Stadt im Karlsjahr aus Anlass des Todes von Karl dem Großen vor 1.200 Jahren.

Professor Max Kerner, so der Bürgermeister, ist berühmt dafür, solide Geschichtsforschung mit großem Unterhaltungswert weiterzugeben. Davon konnten die Zuhörerinnen und Zuhörer sich schnell überzeugen. Anhand von idealisierten Abbildungen Kaiser Karls brannte er ein Feuerwerk an Geschichten rund um die von Sagen und Legenden umwobene Gestalt Karls des Großen ab, zeigte an Beispielen auf, wie Mythen entstehen und dass jede Zeit ihre eigenen entwickelt, da sie ihre eigenen Interessen und Vorstellung hat, die sie mit Karl verbinden.

Mit den Worten: "Das ist wieder eine wunderbare Geschichte ...", entfaltete Professor Kerner einen Bilderbogen nach dem anderen. Der Professor liebt die Geschichten, und er erzählt sie auf seine unnachahmlich unterhaltsame Weise - aber er liebt die Geschichte, die sich anhand von Fakten belegen lässt, mehr. Wo Fragen bleiben, benennt der Historiker sie offen als solche, verfolgt kritisch die Beweisführungen von Kollegen, stellt selber Thesen auf, die für ihn aber erst dann zu geschichtlichen Tatsachen werden, wenn er sie belegen kann.

"Wir wollten nicht irgendeinen Referenten, wir wollten den Fachmann", unterstrich Helmut Krebs, kommissarischer Leiter des Kulturbetriebes. Und den Fachmann haben die Zuhörerinnen und Zuhörer im Haus der Stadt in jeder erzählten Geschichte erleben können.

Am Schluss seines Vortrags, vor einem kleinen Exkurs über das Bild Karls des Großen in der Nazizeit, war Professor Max Kerner die Frage auf, was die Botschaft im Karlsjahr 2014 sein könnte, "die wirklich interessante Frage". Seine Antwort darauf: "Einheit in Vielfalt." So wie Karl die Vielfalt der Sprachen und des Rechtes in seinem Reich zusammengehalten hat durch Botschafter, Treueide und der Religion als stärkstes Einheitsband, "die christliche Idee als Sozialkitt", so müsse auch heute in Europa die Vielfalt mit einem Einheitsband verbunden werden. "Das ist meine Idee eines europäischen Vermächtnisses Karls des Großen", erklärte Max Kerner. Was dieses Einheitsband sein könnte, was für eine Seele Europas wir eigentlich heute haben, das sei noch herauszufinden. Das Schlusswort überließ der Professor Papst Johannes Paul II., der 2004 bei der Entgegennahme des Karlspreises gesagt hat: "Das Europa, das mir vorschwebt, ist eine politische, ja mehr noch eine geistige Einheit ..."