Jülich: Am ersten Tag ihrer viertägigen Sommerreise unter dem Motto "NRW 4.0" hat die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft gestern das Forschungszentrum Jülich besucht. Im Jülich Supercomputing Centre (JSC) informierte sich die Ministerpräsidentin über die verschiedenen Beiträge der Jülicher Forschung zum digitalen Wandel der Gesellschaft.
Prof. Thomas Lippert, der Leiter des Jülich Supercomputing Centre, führte Frau Kraft gemeinsam mit den Jülicher Vorstandsmitgliedern Karsten Beneke und Prof. Sebastian M. Schmidt durch die imposante Rechnerhalle des JSC, wo mit dem Rechnersystem JUQUEEN einer der leistungsstärksten Höchstleistungsrechner der Welt seine Dienste verrichtet. Mit der ungeheuren Rechenleistung der Jülicher Supercomputer werden hochkomplexe Simulationen in verschiedensten Forschungsfeldern ermöglicht und somit wissenschaftliche Erkenntnissprünge realisiert, die auf dem klassischen Weg über Theorie und Experiment undenkbar wären.
Zwei Beispiele hierfür lieferten Prof. Katrin Amunts und Dr. Lukas Arnold. Gemeinsam mit Katrin Amunts, Direktorin am Institut für Neurowissenschaften und Medizin (INM) des Forschungszentrums, warf die Ministerpräsidentin einen Blick in das 3D-Modell eines virtuellen menschlichen Gehirns. Das Modell basiert auf 7.400 Gewebeschnitten eines einzigen Gehirns, aus denen Neurowissenschaftler aus dem Forschungszentrum mittels spezieller Bildbearbeitungssoftware und dem Einsatz Jülicher Supercomputer das virtuelle Hirnmodell "BigBrain" konstruiert haben. Mit dem Modell ist es möglich, in allen drei Ebenen des Raums die komplizierte Struktur des Gehirns auf mikroskopischer Ebene zu sehen und zu verstehen. Dadurch erhoffen sich die Wissenschaftler in Zukunft wichtige Erkenntnisse für die Diagnose und Therapie altersbedingter Erkrankungen des Gehirns wie etwa Alzheimer oder Parkinson.
Lukas Arnold präsentierte der Ministerpräsidentin die Arbeit im Projekt "BaSiGo", bei dem mithilfe der Jülicher Höchstleistungsrechner Simulationsmodelle für die Erstellung von Sicherheitskonzepten von Großveranstaltungen entwickelt werden. Im Mittelpunkt der Jülicher Forscher stehen die Fußgängerdynamik und das Strömungsverhalten von Menschenmengen in Normal- und Notsituationen bei Großereignissen wie etwa Bundesligaspielen oder Musikkonzerten. Mithilfe großangelegter Versuche mit über 1000 Probanden in der Düsseldorfer Messe und in der Düsseldorfer Esprit-Arena haben die Wissenschaftler eine belastbare Datenmenge zusammengetragen, um die Veranstalter und Sicherheitskräfte bei der Prognose und Vermeidung von Krisensituationen zu unterstützen.
Zum Abschluss ihres Besuchs im Forschungszentrum diskutierte Hannelore Kraft mit jungen Forscherinnen und Forschern über ihre Arbeit und ihre persönliche Motivation, die Entwicklung der Gesellschaft bei Themen wie der Energiewende, dem Klimaschutz oder der Ernährung voranzutreiben.
"Hier im Forschungszentrum Jülich werden jeden Tag Grundlagen für zukünftige Schlüsseltechnologien geschaffen. Als eines der größten Forschungszentren Europas ist Jülich damit vor allem Aushängeschild für ganz Nordrhein-Westfalen. Ich bin froh, dass hier Forscherinnen und Forscher an unserer Zukunft mit sicherer, bezahlbarer und umweltschonender Energieversorgung arbeiten und weiterhin Vorreiter sein werden", zeigte sich Ministerpräsidentin Hannelore Kraft beeindruckt von der Arbeit im Forschungszentrum Jülich.
Noch bis zum 17. Juli besucht die Ministerpräsidentin ausgewählte Institutionen und Unternehmen in Nordrhein-Westfalen, die am digitalen Wandel in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft entscheidend mitarbeiten.