Düren: Fibromyalgiesyndrom – es ist ein sperriger Name für eine Krankheit, unter der in den westlichen Industrienationen 3 bis 4 Prozent der Bevölkerung leiden. Nimmt man die amerikanische Bezeichnung für diese Erkrankung, „chronic widespread pain“, dann bekommt man schon eher eine Ahnung davon, was die Betroffenen zu ertragen haben: chronische Schmerzen am ganzen Körper.

Ein deutliches Zeichen für deren Leidensdruck und die vielfach verzweifelte Suche nach Information und Hilfsangeboten ist die Resonanz, die eine Informationsveranstaltung des Krankenhauses Düren hervorrief. Über 250 Besucher kamen zum „Fibromyalgie-Update“, zu dem der Sektionsleiter Schmerztherapie, Dr. Stefan Hegemann, eingeladen hatte. Und es wären locker noch 100 Menschen mehr gewesen, hätte die Anmeldeliste nicht aus Platzgründen irgendwann geschlossen werden müssen.

Doch was macht gerade Menschen, die unter dem Fibromyalgiesyndrom leiden, so begierig auf Information? Es ist die Tatsache, dass es bei dieser Erkrankung so viele Ungewissheiten gibt wie bei kaum einer anderen. Das beginnt schon mit der Frage nach den Ursachen. „Eine eindeutige Ursache ist nicht bekannt. Es scheint jedoch so zu sein, dass das sogenannte bio-psycho-soziale Schmerzmodell eine maßgebliche Rolle spielt“, erklärte Dr. Hegemann. Häufig seien es Kombinationen aus Stress, persönlicher Überforderung, teilweise auch Traumatisierungen seelischer und/oder körperlicher Natur sowie ein ausgeprägtes Anspruchsdenken der Patienten, es jedem „Recht machen zu wollen“.

Bei Diagnose und Therapie setzen sich die Unsicherheiten fort. So gibt es beispielsweise kein zugelassenes Medikament zur Behandlung des Fibromyalgie-Syndroms, nur zeitlich befristet könne der Einsatz von bestimmten Antidepressiva oder Antikonvulsiva erwogen werden, sagte Dr. Hegemann. Aktivierung der Patienten durch Funktions- und Bewegungstraining, meditative Entspannungstherapien und eine psychotherapeutische Mitbehandlung zur „Achtsamkeitslenkung“ seien hilfreich. Wichtig sei in jedem Fall, dass Körper und Seele bei dieser Erkrankung nicht isoliert voneinander betrachtet werden dürfen.

Das bestätigte auch Heike Müllers, Fachärztin für psychotherapeutische Medizin und Psychosomatik. Die zweite Referentin des Abends berichtete ebenfalls über die Zusammenhänge des bio-psycho-sozialen Schmerzmodells und stellte nochmals pointiert heraus, dass es gerade bei Erkrankungsbildern wie dem Fibromyalgiesyndrom wichtig sei, dass „Somatiker“ mit Psychotherapeuten gemeinsame Therapieziele formulieren. Eine Heilung dieser Erkrankung sei kaum erreichbar, wohl aber die Linderung der Symptome. In den meisten Fällen sei ein deutlicher Zugewinn an Lebensqualität für den Patienten erreichbar, machten beide Referenten den Betroffenen Mut.