Jülich: Ein Schlaganfall, ein Herzinfarkt oder ein Oberschenkelhalsbruch: Von einem Tag auf den anderen kann jemand plötzlich pflegebedürftig werden. Dann stehen die Familienangehörigen oft unvorbereitet vor großen Herausforderungen und müssen schnelle Entscheidungen treffen. Viele haben den Wunsch, ihre Angehörigen zu Hause zu pflegen, doch wie soll dieses Vorhaben von heute auf morgen organisiert werden? Das St. Elisabeth-Krankenhaus Jülich bietet seit einigen Wochen die „Familiale Pflege“ an.
„Wir möchten die Angehörigen auf mögliche Pflegesituationen vorbereiten“, sagt Dorothe Froitzheim, examinierte Krankenschwester im Jülicher Krankenhaus. „Die Angehörigen des Pflegebedürftigen sollen genug Sicherheit erhalten, damit sie die häusliche Pflege übernehmen können, eventuell mit Unterstützung eines professionellen ambulanten Pflegedienstes“, erklärt Josa Jansen-Stankewitz (WTcert-Euritim-Wundexpertin ICW und examinierte Krankenschwester). Beide Mitarbeiterinnen wurden im Rahmen des Projektes familiale Pflege mit der Universität Bielefeld zu Pflegetrainerinnen ausgebildet.
Dieses Angebot ist für pflegende Angehörige kostenlos, sofern bei den Patienten schon eine Pflegestufe besteht. Die kostenfreie Finanzierung ist möglich, da es sich bei dem Angebot der „Familialen Pflege“ um ein von der Universität Bielefeld wissenschaftlich begleitetes und vom Land NRW, sowie von der AOK in NRW gefördertes Modellprojekt handelt. Die AOK verspricht sich von dem Projekt nicht nur eine höhere Lebensqualität für Patienten und Angehörige, sondern auch einen Rückgang der stationären Wiederaufnahmen im Krankenhausbereich. Profitieren von dem Modellprojekt können nicht nur AOK-Versicherte. Auch Fremdversicherte können teilnehmen, sofern sie Mitglied der gesetzlichen Pflegeversicherung sind.
Warum familiale Pflege? - Mit Blick in die Zukunft, sich den Herausforderungen des demografischen Wandels stellend, können so für Angehörige und Patienten neue Lösungsansätze gefunden werden, um die Lebensqualität der Betroffenen zu erhalten bzw. zu verbessern. So können beispielsweise auch Angehörige von geriatrischen Patienten im häuslichen Umfeld nach Schulungen durch die Pflegetrainerinnen mehr auf die Bedürfnisse der Betroffenen eingehen, sei es bei Hilfsmitteln oder einer bestimmten Pflegetechnik.
Angehörigen werden Einzel- und Familienberatungsgespräche zusammen mit dem Patienten im St. Elisabeth-Krankenhaus angeboten, außerdem auf den Patienten abgestimmte Pflegetrainings am Patientenbett, Einzel- oder Familienberatungsgespräche im häuslichen Bereich, verbunden mit der Möglichkeit, gemeinsam Lösungen für den Pflegealltag zu finden, sowie individuelle Pflegetrainings zu Hause in der gewohnten Umgebung und unter Berücksichtigung der tatsächlichen Gegebenheiten vor Ort.
Dieses Training zu Hause kann bis zu sechs Wochen nach der Entlassung des Patienten aus dem St. Elisabeth-Krankenhaus in Anspruch genommen werden. Außerdem finden Gesprächskreise für pflegende Angehörige statt.
Die Pflegekräfte in den jeweiligen Stationen, die die Patienten betreuen, stellen bei Bedarf gerne den Kontakt zu den Kolleginnen der familialen Pflege her. Die Pflegetrainerinnen können auch direkt angesprochen werden unter 02461 620-5740 oder der E-Mail-Adresse familialepflege.juelich@ct-west.de. Nähere Informationen gibt es auch unter www.krankenhaus-juelich.de.