Düren: In den letzten Wochen häufen sich in Düren-Ost alarmierende Funde: Auf Spielplätzen und in öffentlichen Grünanlagen tauchen vermehrt leere Kanister und Kartuschen mit Lachgas auf. Der Konsum dieser vermeintlich harmlosen Substanz entwickelt sich dabei zunehmend zu einem gefährlichen Trend – insbesondere unter Jugendlichen.

Wie das Jugendamt der Stadt mitteilt, berichten auch Mitarbeitende der Jugendeinrichtungen im gesamten Stadtgebiet von einer steigenden Verbreitung und Akzeptanz von Lachgas als Partydroge. Das Gas, das eigentlich zur Herstellung von Schlagsahne oder als medizinisches Narkosemittel verwendet wird, wird mittlerweile missbräuchlich konsumiert – häufig völlig legal und ohne Altersbeschränkung.

Gefahr wird unterschätzt – Aufklärung dringend notwendig

„Viele Jugendliche wissen nicht, wie gefährlich der Konsum wirklich ist“, sagt eine Sprecherin des sozialpädagogischen Dienstes. Bereits der erste Konsum könne zu Schwindel, Ohnmacht, Halluzinationen oder schweren Koordinationsstörungen führen. Besonders riskant: Lachgas hemmt die Aufnahme von Vitamin B12 im Körper, was bei regelmäßigem Gebrauch zu irreversiblen Nervenschäden, Lähmungserscheinungen und Taubheitsgefühlen führen kann. Der direkte Konsum aus der Gasflasche kann zudem Gefrierverbrennungen an Lippen, Mund oder in der Lunge verursachen.

Gesetzliche Lücke – Stadt ohne Handhabe

Da Lachgas nicht unter das Betäubungsmittelgesetz fällt, gibt es aktuell keine bundesweite Regelung zum Verkauf oder Konsum – auch nicht an Minderjährige. Ein Gesetzesentwurf der Bundesregierung zur Einschränkung des Verkaufs scheiterte zuletzt an den vorgezogenen Bundestagswahlen. So ist der Kauf in 24/7-Kiosken, Online-Shops oder Supermärkten legal und für Jugendliche faktisch problemlos möglich.

Kommunen handeln – Düren prüft eigene Regelung

Andere Städte und Landkreise haben auf die Problematik bereits reagiert: In Dortmund, Hamburg und im Landkreis Helmstedt gibt es seit Anfang des Jahres kommunale Verordnungen, die Verkauf, Weitergabe und Konsum von Lachgas in bestimmten Bereichen einschränken. Auch in Düren prüft man nun ähnliche Maßnahmen.

Das Jugendamt hat gemeinsam mit dem Ordnungsamt ein erstes Konzept entwickelt. Geplant ist eine ordnungsbehördliche Verfügung, die den Konsum von Lachgas im Umfeld von Kindergärten, Schulen, Jugendzentren, der Stadtbücherei sowie an zentralen öffentlichen Plätzen wie ZOB und Kaiserplatz untersagen soll. Auch Präventionsarbeit steht im Fokus: Erste Gespräche mit der Suchtberatung wurden bereits geführt, weitere Kooperationen mit Schulen und sozialen Trägern sollen folgen.

Stadt appelliert an Eltern und Öffentlichkeit

Die Stadt Düren bittet Eltern, Lehrkräfte und Betreuungspersonal um erhöhte Aufmerksamkeit und offene Gespräche mit Jugendlichen über die Risiken von Lachgas. Ziel sei es, das Problembewusstsein in der Bevölkerung zu stärken und eine gesundheitliche Gefährdung junger Menschen frühzeitig einzudämmen.

Hinweis: Informationen zu den Gefahren von Lachgas stellt u.a. die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) unter www.drugcom.de bereit.