Kreis Düren: Die Pflicht des Jugendamtes ist es, den Schutz von Kindern und Jugendlichen sicherzustellen, früh Bildung zu fördern, Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu gewährleisten und vor allem präventiv zu handeln, wenn es zum Beispiel Probleme in der Familie gibt. Das alles kostet Geld. Und die Anforderungen an das Jugendamt steigen stetig. Deshalb muss auch die Jugendamtsumlage für den Kreis Düren steigen.

Der Betrag klettert von 101 Millionen Euro in diesem Jahr auf 118 Millionen für 2024, insgesamt also um 17 Millionen Euro. Die Jugendamtsumlage wird von den kreisangehörigen Kommunen gezahlt - mit Ausnahme der Stadt Düren, die ein eigenes Jugendamt unterhält. Für 2025 geht das Jugendamt des Kreises von 122 Millionen Umlage aus.

"Unser wichtigstes Ziel ist es, dafür zu sorgen, dass sich die Kinder und Jugendlichen im Kreis Düren möglichst gut entwickeln können", sagte Landrat Wolfgang Spelthahn heute (18.10.) vor Medien im Dürener Kreishaus. "Der Nachwuchs ist unsere Zukunft und verdient unsere bestmögliche Aufmerksamkeit." Zwei wesentliche Gründe nannte der Landrat für die Kostensteigerung, die nicht nur im Kreis Düren, sondern im ganzen Land zu beobachten ist. Zum einen die sogenannte "Hilfe zur Erziehung", zum anderen den notwendigen Ausbau der Kindertagesbetreuung in den Kitas. "Beide Bereiche wachsen stetig. Deshalb müssen wir reagieren, um weiter eine umfassende qualitative und zuverlässige Versorgung sicherzustellen", betonte Landrat Wolfgang Spelthahn.

Die Fallzahlen in der Hilfe zur Erziehung sind von 2020 bis 2022 um 15 Prozent gestiegen (von 1720 auf 1979). Die Kosten kletterten von 28,7 auf rund 38 Millionen Euro. Immer mehr Kinder und Jugendliche müssen aus Familien genommen und beispielsweise von Pflegeeltern oder in Einrichtungen betreut werden. Der Tagessatz für den kostenintensivsten Fall liegt aktuell bei mehr als 1800 Euro täglich.

Zur Kostensteigerung tragen aber auch höhere Verbraucherpreise, wie zum Beispiel die Energiekosten bei. Die erhöhte Inflationsrate sowie die Lohnsteigerung im Tarifvertrag sorgen zusätzlich für höhere Kosten. Zudem schlägt der steigende Bedarf an Kita-Plätzen zu Buche: Im Kita-Jahr 2017/2018 gab es im Kreis 5800 Plätze, 2023/2024 sind es bereits 7500. Tendenz steigend. Damit klettert der Zuschussbedarf in diesem Zeitraum von 28,3 auf 59,2 Mio. "Wir haben keine Luxusausstattung in unseren Kitas", sagte Landrat Wolfgang Spelthahn, "mit einem angemessenen Aufwand haben wir in den vergangenen Jahren eine Menge bewegt." Der Landrat verwies gegenüber den Medien darauf, dass die Gemeindeprüfanstalt dem Kreis ein effektives Verwaltungshandeln und gutes Management bescheinigt hat. Und dies bei "besonderen Herausforderungen mit Blick auf die soziale Struktur im Kreis", die im Landesvergleich unterdurchschnittlich ist.

"Wir achten vor allem darauf, dass das normale Leben in den Familien weiter funktionieren kann", sagte Elke Ricken-Melchert, für Kinder und Jugendliche zuständige Dezernentin beim Kreis Düren. Dies sei aber immer häufiger nicht möglich. Die Dezernentin beobachtet eine Zunahme von Gewalt in Familien und eine mangelnde Bindung von Kindern an ihre Eltern. "Die jungen Menschen haben dann oft nur uns als Jugendamt."

Im Kreis Düren gab es in den vergangenen zwei Jahren 33 Prozent mehr Meldungen zu Kindeswohlgefährdung. Im vergangenen Jahr wurde in mehr als einem Viertel der Meldungen eine Gefährdung der Kinder festgestellt, 241 junge Menschen konnten vom Jugendamt vor schwerwiegendem Schaden bewahrt werden. Um die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderung und einer (drohenden) seelischen Beeinträchtigung zu ermöglichen, braucht es ebenfalls Investitionen und Personal.

"Es ist entscheidend, sehr wachsam zu sein und die Meldungen, die uns erreichen, absolut ernst zu nehmen", unterstrich Landrat Wolfgang Spelthahn. Es sei nicht auszudenken, wenn einem Fall wegen Personalmangels nicht adäquat nachgegangen würde und dann Schlimmes passiere." Dazu brauche das Jugendamt angemessen Personal.

Dass es sinnvoll sei, im Kreis Düren wieder Kita-Gebühren einzuführen, um Geld zu sparen, hält der Landrat für keinen gangbaren Weg. Gerade der Umstand, dass der Kita-Besuch im Besuch keine Kostenfrage sei, trage zu einer positiven Entwicklung bei. Viele Familien seien in den Kreis gezogen, weil ihre Kinder gut betreut werden können. "Das behalten wir bei", betonte Landrat Spelthahn.

"Wir gehen mit den Ressourcen verantwortungsvoll um", sagte der Landrat. Dieser Einschätzung schloss sich Kreis-Kämmerer Dirk Hürtgen an, der darauf hinwies, dass das zur Verfügung stehende Geld effektiv und sorgfältig verwaltet und eingesetzt würde. "Unsere Maßnahmen zeigen gute Wirkung", so der Kämmerer.